MAN Truck & Bus

Die Geschichte der Elektrobusse

Mit Batterie-Anhänger im Linienverkehr

Die Elektromobilität boomt wie nie zuvor. Sie gilt als Antriebstechnik der Zukunft – dabei hat sie schon eine ziemlich lange Geschichte. In unserer Zeitreise stellen wir einige Highlights vor.

1881


Der 29. Januar 1886: Dieses Datum kennt wohl jeder Autofan. Der Tag gilt als Geburtsstunde des Automobils – zumindest, was den Verbrennungsmotor angeht. Carl Benz meldete damals seinen Motorwagen als Patent an, der gemeinhin als „das erste Auto“ betrachtet wird. Was weniger Autofans wissen: Bereits fünf Jahre früher hatte Gustave Trouvé das erste Fahrzeug mit Elektromotor in Paris präsentiert, das „Trouvé Tricycle“ von 1881. Und das elektrifizierte Dreirad war kein Einzelfall: Diverse Quellen belegen, dass um das Jahr 1900 in den USA mehr elektrisch angetriebene Automobile unterwegs waren als Modelle mit Verbrennungsmotor!

1905



Auch in Deutschland wurden schon vor über 100 Jahren Elektroautos entwickelt. Eines der ersten Modelle war die „Elektrische Viktoria“, die von den Siemens-Schuckertwerken ab 1905 in Berlin gebaut wurde. Der Wagen war als Hoteltaxi, als Kleinbus und als Lieferwagen im Einsatz. Seine Höchstgeschwindigkeit lag bei 30 km/h, die Reichweite der Viktoria betrug mit kleiner Batterie 60, mit großer Batterie 80 Kilometer. Die Elektrische Viktoria kostete je nach Ausführung zwischen 11.000 und 17.500 Mark. Rund 50 Exemplare wurden gebaut.

1970



In den kommenden Jahrzehnten machten Verbrennungsmotoren das Rennen. Elektrofahrzeuge verschwanden hingegen nahezu komplett von den Straßen. Für fast 100 Jahre. Aber eben nicht ganz: Am 13. Februar 1970 präsentierte MAN gemeinsam mit den Partnerunternehmen RWE, Bosch und Varta nach zweijähriger Entwicklungszeit einen rein elektrisch angetriebenen Stadtlinien-Omnibus. Elf Monate später startete die Koblenzer Verkehrsgesellschaft eine einjährige Testreihe mit Prototypen im Linienverkehr. Der Elektrobus konnte 99 Fahrgäste befördern und hatte eine Reichweite von 50 Kilometern. Die Batterien waren in einem Anhänger untergebracht und hielten zwei bis drei Stunden. Bis Juni 1971 legte der MAN Elektrobus rund 6.000 Kilometer ohne wesentliche Störung und völlig abgasfrei im Liniendienst in Koblenz zurück.

1972



Aber nicht nur in Koblenz kamen Busse mit alternativen Antrieben von MAN zum Einsatz. Auch während der Olympischen Spiele 1972 in München wurden die Athleten in zwei Elektro- und acht Erdgasbussen zwischen Olympiapark und Olympischem Dorf hin- und herchauffiert. Bis zu 20 Stunden täglich drehten die Fahrzeuge ihre Runden und brachten die Spitzensportler aus aller Welt sicher und umweltfreundlich ans Ziel.

1974



1974 übergab MAN die ersten weiterentwickelten Elektrobusse an die Stadt Mönchengladbach. Dort waren die Elektrobusse der zweiten Generation vom Typ SL-E mit einer Reichweite bis zu 80 Kilometern bis 1979 im Einsatz. Auch in Düsseldorf und Frankfurt waren in den 70er-Jahren E-Busse von MAN unterwegs.

2020



Und heute? Heute entwickelt MAN nicht nur seine Elektroantriebe weiter, sondern bietet als Alternative weiterhin höchst effiziente Diesel- und Gasmotoren, die mit Hybridtechnik und der Nutzung von Biokraftstoffen besonders umweltfreundlich betrieben werden können. Die MAN Speerspitze im Bussegment in puncto emissionsfreies Fahren ist aktuell der vollelektrische MAN Lion’s City E, der 2020 an den Start ging und bereits in vielen Städten Europas unterwegs ist.

2021



Den Lion’s City E gibt es in zwei Ausführungen: als 12,2-Meter-Version (12 E) mit Platz für 88 Passagiere und einem Elektro-Zentralmotor – sowie mit einer Länge von 18,1 Metern (18 E), bis zu 130 Plätzen und zwei elektrischen Zentralmotoren, die zwei der Achsen antreiben. Seine Reichweite beträgt bis zu 350 Kilometer. Mal sehen, wie weit wir es jeweils auf den zehn Etappen unseres Roadtrips „Electrifying Europe“ schaffen! Bergab in den Schweizer oder Österreichischen Alpen sind bei perfekter Rekuperation möglicherweise einige Kilometer mehr drin.

Zukunft



Auf dem Weg in die Zukunft beschäftigt sich MAN nicht nur mit den verschiedenen Antriebstechnologien. Denn unsere Gesellschaft und die Bedürfnisse der Menschen wandeln sich fortwährend. So kann auch der Bus der Zukunft ganz anders aussehen, als wir ihn heute auf den Straßen sehen. Für den „Future Bus“ spielen weitere zentrale Fragestellungen wie Automatisierung, Abmessungen sowie Innenraum- und Designkonzepte eine wichtige Rolle. Im Mittelpunkt stehen dabei immer Menschen – also Kunden, Fahrgäste und Busfahrer.

Text   Boris Pieritz
Fotos   MAN (7), Wikimedia/CC BY-SA 4.0, Siemens Historical Institute

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