TAG 3: GEHT NICHT? GIBT’S NICHT!
Heute wird es ernst! Auf der 3. Etappe von St. Moritz nach Zürich müssen wir den Julierpass bezwingen. Serpentinen, Haarnadelkurven und rasante Anstiege fordern Material und Fahrer. Die Highlights!
Heute wird es ernst! Auf der 3. Etappe von St. Moritz nach Zürich müssen wir den Julierpass bezwingen. Serpentinen, Haarnadelkurven und rasante Anstiege fordern Material und Fahrer. Die Highlights!
Ungewohntes Terrain Für Alpenpässe ist der Lion’s City E eigentlich nicht gemacht. Aber egal: Souverän meistert er auch diese Herausforderung.
Theatralisch Neben dem Passscheitel steht dieser rote Turm. Das Theater-, Ausstellungs- und Versammlungsgebäude existiert seit 2017 und sollte 2020 wieder rückgebaut werden. Nun soll das „Juliertheater“ bis 2023 bleiben dürfen.
Wenn es draußen stürmt oder schneit, wenn es zu kalt oder zu heiß ist, dann bleibt der Mensch halt zu Hause und macht sich’s auf der Couch gemütlich – zum Beispiel bei einer Tasse Tee oder einem Glas Rotwein. Ein Linienbus muss raus, immer! Auch heute, bei knackigen minus 1 Grad Celsius, böigem Wind und einem Alpenpass vor uns, der es in sich hat: der Julierpass. Mensch – in diesem Fall unser Fahrer Heinrich Degenhart – und Maschine – unser bislang tadellos marschierender MAN Lion’s City E – können jetzt endlich zeigen, was sie draufhaben. Weicheier haben heute Haus- beziehungsweise Busverbot, denn diese Etappe wird eine Achterbahnfahrt erster Güte.
Um solche Herausforderungen bestehen zu können, werden die Busse von MAN seit über 30 Jahren lange vor Auslieferung diversen Härtetests unterzogen. Am Polarkreis in Nordschweden beispielsweise peitschen die Versuchsfahrer die Fahrzeuge bei extremster Kälte von unter minus 40 Grad Celsius erbarmungslos über Schnee und Eis. Neben dem generellen Fahrverhalten werden beispielsweise auch Heizung, Lüftung, Klimaanlagen, Scheinwerfer und Scheibenwischer auf ihr Durchhaltevermögen getestet. Gleiches wird bei extremer Hitze durchexerziert: Im letzten Sommer waren die Busse in der spanischen Sierra Nevada unterwegs, bei 43 Grad Celsius. Wer das aushält, kommt auch sonst gut klar. Somit sind alle Produkte bestens gewappnet für alle möglichen Wetterphänomene. Aber gilt das auch für die Herausforderungen am Schweizer Julierpass?
Die Tour ist für mich das reinste Abenteuer! Und ich kann dabei Arbeit mit Vergnügen verbinden. Das ist nicht immer selbstverständlich.
Kaum haben wir St. Moritz verlassen, tut sich eine gigantische, noch tief verschneite Bergwelt vor uns auf – und schon sind wir drauf auf dem sagenumwobenen Pass. Der Lion’s City E schnurrt die Steigungen von bis zu 12,5 Prozent hinauf wie ein Kätzchen, während uns der wunderschön funkelnde Silvaplanersee auf den ersten Kilometern mal linker- mal rechterhand begleitet, je nach Serpentinenausrichtung. Die Vegetation wird, je höher wir kommen, immer karger und schroffer, der Wind pfeift immer doller.
Logisch, dass jetzt ganz ordentlich an den Batterien gesaugt wird. Doch wir fahren ja gleich auch wieder bergab und rekuperieren wie die Weltmeister. Aber erst einmal genießen wir den Ausblick vom Julier-Aussichtspunkt mit offenen Mündern. Welt, was bist du schön! Natürlich nehmen wir auch das Juliertheater mit, das als Theater-, Versammlungs- und Ausstellungsgebäude genutzt wird und 2018 mit dem Schweizer Award für Marketing und Architektur ausgezeichnet wurde.
Der Sattelpunkt des Julierpasses liegt 2.284 Meter über dem Meeresspiegel und verbindet die Täler Engadin und Oberhalbstein. Hier verläuft die Europäische Wasserscheide zwischen den Einzugsgebieten von Rhein und Donau. Die Passstraße überwindet eine Höhendifferenz von 1.433 Metern und ist ganzjährig geöffnet. Die Straße wurde zwischen 1820 und 1826 gebaut. Aber schon die Römer nutzten die Strecke bereits um ca. 1000 vor Christus, um über die Alpen zu gelangen. Das belegen diverse Funde entlang der heutigen Route. Wir finden zwar keine römischen Relikte, aber diese Teilstrecke einfach atemberaubend schön.
Ziemlich klein Das Fürstentum Liechtenstein hat rund 39.000 Einwohner und ist 161 Quadratkilometer groß.
Fürstensitz Von Schloss Vaduz aus führt Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein die Staatsgeschäfte. Dabei befindet er sich 120 Meter über der Gemeinde Vaduz. Sicher gut für den Überblick.
Touristen Dieses Pärchen aus Tschechien war gerade in Liechtenstein zu Besuch. Die beiden diskutierten mit dem Team über E-Busse in ihrer Heimat.
Hüa ho, alter Esel, hüa ho, geht es bergab, dann sind wir beide froh! Und wie es bergab geht, und wie froh wir sind! Die Rekuperationsrate steigt und steigt. Bus, Fahrer und Passagiere frohlocken im Gleichtakt. Wir fühlen uns wie auf einer Sommerrodelbahn. Die Batterien bekommen eine bombastische Frischzellenkur! Nächstes Ziel: Schloss Vaduz in Liechtenstein.
Unterwegs dorthin überrascht uns der Lai da Marmorera, ein urzeitlich wirkender Stausee, in dem mit Sicherheit riesige Fische ihre Runden drehen. Am Wegesrand laden wunderhübsche Gasthäuser zum Verweilen ein. Unsere Rekuperationsrate liegt mittlerweile bei 62,1 Prozent! Heureka, wie die alten Griechen sagen würden. Der Inn hat uns übrigens bei St. Moritz verlassen, nun begleitet uns das Flüsschen Julia das Tal hinunter. Die Orte hier hören auf klangvolle Namen wie Tinizong, Rona, Bivio oder Salouf.
Dass es so klein ist, dieses Liechtenstein, hätten wir nicht gedacht. Das Fürstentum ist mit seinen 160 Quadratkilometern Fläche der sechstkleinste Staat der Welt. Kleiner sind nur San Marino, Tuvalu, Nauru, Monaco und die Vatikanstadt. Doch es ist allemal groß genug, dass wir mit unserem Bus vor dem Schloss Vaduz, dem Sitz des Fürstenhauses, ein paar Pirouetten drehen können. Und so eng wie hier die Sträßchen sind, glauben wir felsenfest, dass hier oben noch nie ein Bus war. Mehr ist leider nicht drin im Mini-Staat – die Zeit drängt und Zürich, unser Etappenziel, ruft.
Einfach nur schön Zürich empfing das Team mit Sonnenschein. Da erstrahlt die Perle am Zürichsee gleich in einem noch schöneren Licht. Und die Einheimischen waren in Scharen draußen.
Prächtig und nachhaltig Hier mischt sich imposante Architektur mit den Symbolen des elektrifizierten Nahverkehrs. Typisch Zürich: In der Stadt sind viele Menschen mit den Öffentlichen unterwegs.
Nachtquartier Der Tag war hart. Jetzt sind Ruhe und Nachladen angesagt. Natürlich bei MAN Truck & Bus Schweiz.
In Zürich vermuten wir zunächst, dass unser Monitor, der uns alle wichtigen Fahrdaten ausspuckt, kaputt ist. Denn „der sanfte Heinrich“ hat uns einen Rekuperationswert von 38,5 Prozent herausgefahren. Trotz Aufstieg zum Julierpass, trotz rund 150 Kilometer Autobahnfahrt! Wir haben nach 274,6 Etappenkilometern noch 56,4 Prozent Batteriekapazität übrig. Zufrieden mit diesem Tag gleiten wir entspannt über die Quaibrücke, die über den Fluss Limmat führt, machen einen kurzen Abstecher zum weltberühmten Hotel The Dolder Grand – nur gucken, nicht anfassen! – und geben unseren Bus dann bei MAN Truck & Bus Schweiz ab, wo er sich ausruhen darf und eine frische Ladung Strom kriegt. Gute Nacht, Lion’s City E, gud’s Nächtli, Züri!