MAN Truck & Bus

TAG 8: STRONG TEAM

HOCH 2

Fähre kaputt, Ladestation nutzlos – na und? Der Bus muss nach Limerick und ein starkes Team findet immer Lösungen. In diesem Fall mithilfe einer Frachtfähre und eines freundlichen Tesla-Fahrers namens Didier. Die Highlights!  

Zu Tisch Der Lion’s City E teilt sich seine Strom-Mahlzeit mit einem Pkw. Futterneid gab’s nicht, der MAN musste aufgrund seiner Länge allerdings quer Platz nehmen.  

Besichtigung Unter E-Mobilisten gibt es immer was zu erzählen. Didier interessiert sich für den Roadtrip im E-Bus, Heinrich hat viele Geschichten parat.  

7:00 Uhr

Wir sind ein Strong Team

Jetzt schlägt’s dreizehn! Heute müssen wir beweisen, was wir wirklich draufhaben. Unsere Autofähre, die uns eigentlich von Cherbourg nach Wexford schippern sollte, ist kaputt und liegt auf dem Trockendock. Doch wir wären kein Strong Team, würden wir nicht auch dafür eine Lösung finden. Und die sieht so aus:  

Den Bus verladen wir in Cherbourg statt auf eine Personen- auf eine Frachtfähre. Fahrer Heinrich darf mit Sonderregelung mit, damit er auf unser „Schmuckstück“ aufpassen kann. Er wird somit für 12 Stunden zu einer „Ware“.  

Der Rest des Teams düst derweil im Begleitfahrzeug im Sauseschritt rund 500 Kilometer Richtung Südwesten: nach Roscoff in der Bretagne. Von dort nehmen wir eine Ersatzfähre nach Cork, um dann am Folgetag ebenfalls nach Rosslare zu düsen und Bus samt Fahrer in die Arme zu schließen. Ist doch gar nicht so schwer, oder?  

08:30 Uhr

Didier, unser Roadtrip-Retter

Doch das war noch lange nicht alles für heute! Als wäre das Fähr-Problem nicht schon Herausforderung genug, lässt uns auch noch die Ladeinfrastruktur in Rouen im Stich. Nichts geht, kein Fünkchen Energie landet in unserem Bus. Aber auch hier schlägt das Strong Team wieder zu, mit einem neuen Mitglied: Didier Andrianary kommt aus Marville-Moutiers-Brûlé (was ein Name!), fährt seit Dezember 2021 ein Tesla Model 3 und lässt uns an der Ladesäule eines Lebensmitteldiscounters „mitfuttern“. So laufen immerhin rund 58 Kilowatt pro Stunde in unseren Lion’s City E. „Ich bin sehr gläubig“, sagt der hilfsbereite Franzose. „Ich glaube nicht an Zufälle. Dass wir uns heute hier in Rouen getroffen haben, war Vorsehung. Es sollte so sein.“ Irgendwas scheint dran zu sein, denn Didier ist ausgerechnet gelernter Elektriker und Wartungsmanager. Noch Fragen?

Dieser Morgen in Rouen ist ein perfektes Beispiel dafür, dass es in Sachen Ladeinfrastruktur in Europa noch einige Baustellen gibt. Doch jetzt ist nicht die Stunde des Jammerns, sondern die des Feierns: Didier, du bist unser Roadtrip-Retter! Cherbourg und Roscoff, wir kommen!

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Etappe 8 Ein Tag voller Herausforderungen und ein Ehrenmitglied für das Strong Team. 

13:15 Uhr

Calvados für die Nerven

Doch zuvor schauen wir uns hier in der Normandie noch ein bisschen um und schnuppern die wunderbar salzige Seeluft. Auch kulinarisch wird uns einiges geboten. Neben Austern gibt’s an jeder Ecke leckeren Cidre und diesen fantastischen, bernsteinfarbenen Apfelbranntwein namens Calvados. Wir besuchen eine idyllische Calvados-Destillerie, unterhalten uns mit dem Besitzer über die Produktion des leckeren Gesöffs und besorgen uns ein kleines Fläschchen für die zwölfstündige Seefahrt am Abend. Denn die soll ja lustig sein, haben wir gehört. Und nach diesem nervenaufreibenden Morgen haben wir uns das wahrlich verdient! 

Saftig grün Im Frühling blühen in der Normandie allerorten die Apfelbäume. Im Herbst werden in der Region Apfel- und Cidre-Feste gefeiert. 

Paradies für Feinschmecker Neben Cidre kommt auch Calvados aus der Normandie. Der Apfelschnaps ist Bernsteinfarben und hat 40-45 Prozent Alkohol.

Zurückgezogen Hin und wieder sieht man unterwegs echte Schmuckstücke, wie dieses Bauernhaus. Weit weg von den großen Städten ist das Leben in der Normandie ruhig und beschaulich. 

13:00 Uhr

Heinrich weiß, wie’s geht

Mehr als 2.000 Kilometer haben wir mittlerweile abgespult. Der Bus läuft noch immer wie ein Uhrwerk. Trotz Etappenlängen von teilweise über 400 Kilometern mussten wir nie zwischenladen, obwohl die vom Hersteller angegebene Reichweite bei 350 Kilometern liegt. Und wir haben den Bus wirklich enorm beansprucht, mit vielen topografischen Herausforderungen wie dem Julierpass, den Vogesen und mindestens 1.000 Kilometern Vollgas – in diesem Fall abgeriegelte 84 km/h – auf der Autobahn. Wie geht das? Fragen wir doch Heinrich, unseren Fahrer. 

13:30 Uhr

Der Fahrer muss sein Fahrzeug aus dem Effeff kennen

„Das Wichtigste ist, dass der Fahrer eines E-Busses mit der Elektronik seines Fahrzeuges eins ist. Er muss sein Fahrzeug aus dem Effeff kennen“, antwortet Heinrich. Im Unterschied zu einem Bus mit Verbrennungsmotor stünden beim E-Bus zu jeder Zeit 100 Prozent Drehmoment zur Verfügung. Der Fahrer müsse ganz genau wissen, wie er diese gefühlsmäßig nutzt. „Alles was der Fahrer durch zu schnelle Einsteuerungen übersteuert, also wenn ein unnötiger Lastwert entsteht, erzeugt schlechtes Fahrverhalten und dadurch auch einen unnötig hohen Verbrauch. Jeder Fahrer muss von Grund auf lernen, mit diesen speziellen Anforderungen umzugehen.“ 1,3 bis 1,5 Kilowattstunden pro Kilometer durchschnittlich übers Jahr sind die Verbrauchsziele der meisten Verkehrsbetriebe für ihre Elektrobusse. Wir holen auf unserem Roadtrip 0,5 bis 0,7 Kilowattstunden pro Kilometer raus, fahren aber auch keine Linie, haben eine hohe Rekuperationsrate und einen top Busfahrer hinterm Steuer. Damit beweisen wir, dass mit einem Linienbus auch auf Überlandstrecken sehr gute Verbrauchswerte erzielt werden können. „Ein sehr guter Fahrer sollte 0,8 bis 0,9 Kilowattstunden pro Kilometer schaffen. Darauf sollten alle Fahrer hinarbeiten.“

Geschafft Das Team wartet darauf, an Bord der Nachtfähre zu dürfen. Der Tag war voller Überraschungen, Calvados und Koje rufen.

Mastenwald: Im Hafen von Roscoff sind die Segel der Boote eingeholt, bis auf das Klimpern der Masten herrscht Stille. Noch ist es zu kühl für laue Sommerabende an Deck.

Verladen Team und Begleitfahrzeug müssen eine andere Route nehmen als Heinrich und der Lion’s City E.

16:00 Uhr

Bye-bye, Bus – see you in Ireland

Gegen 16:00 Uhr heißt es dann: Abschied nehmen von unserem mittlerweile sehr lieb gewonnen Lion’s City E und dem mindestens genauso lieb gewonnenen „sanften Heinrich“. Wir sehen uns morgen wieder, im irischen Rosslare. Als wir nach einem extrem lebhaften und herausfordernden Tag dann endlich auf unserer Fähre sind, haben alle ein schelmisches Grinsen im Gesicht und ein Tröpfchen Calvados im Glas. Prosit, Strong Team, à la vôtre – das hast du dir verdient! 

Text   Boris Pieritz
Fotos   Lara Freiburger

##ElectrifyingEuropeTour#Elektromobilität#Bus#LionsCityE
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