MAN Truck & Bus
Der Löwe Anfang des 20. Jahrunderts entwickelte Heinrich Büssing sein Firmenlogo. Als Inspiration und Vorlage diente der Braunschweiger Löwe, ein Denkmal eines überlebensgroßen Löwen aus Bronze. Das Denkmal ist bis heute das bekannteste Wahrzeichen der Stadt Braunschweig.
Heinrich Büssing nutzte den Braunschweiger Löwen ab 1913 zu Werbezwecken – passend zum Standort seines 1903 gegründeten Automobil-Unternehmens. Das Wahrzeichen Braunschweigs hatte da schon eine lange Geschichte hinter sich: Es bezieht sich auf das Wappentier Heinrich des Löwen, der die Städte Braunschweig und München im 12 Jahrhundert gegründet hatte.
Was viele nicht wissen: In einer frühen Version des Logos blickte der Löwe nach links. Anfang der 1920er-Jahre beauftragte Heinrich Büssing dann den Plakatmaler und Fotografen Hermann Fischer mit der Überarbeitung seines Wappentiers. Entstehen sollte eine stilisierte Version des Braunschweiger Löwen in Blau und Gelb, den Farben des alten Herzogtums Braunschweig.
Am 10. Juni 1923 wurde der Neuentwurf markenrechtlich geschützt. „Hermann Fischer hatte die bestehende naturalistische Löwengrafik abstrahiert und mit dem Firmenschriftzug in einer aussagestarken Typo ergänzt“, sagt Holger Koos, Leiter Fahrzeugdesign bei MAN. Koos ist seit 1987 im Unternehmen und hat die Weiterentwicklung des Logos miterlebt und vorangetrieben. Der Designer weiß: „Heinrich Büssing war seiner Zeit in vielfacher Hinsicht voraus und hatte die Wirkung eines kraftvollen, wiedererkennbaren Markenzeichens früh erkannt.“
Starke Wort-Bild-Marken sind vor allen Dingen wichtig, weil sie das Markenversprechen eines Unternehmens transportieren. Bei MAN etwa spielte über Jahrzehnte der Schriftzug „Diesel“ auf den Kühlergrills eine zentrale Rolle. „Mit dem Dieselmotor hat MAN sich einen Namen gemacht. Er war robust, leistungsstark und genügsam – also ganz wesentlich mit dem Markenversprechen verknüpft“, erklärt Holger Koos.
Als es 1971 zur Übernahme der Büssing AG kam, fällte MAN eine grundlegende Entscheidung. Das Unternehmen verzichtete zugunsten des Büssing-Löwen auf den so eng mit der Firmenhistorie verwobenen Diesel-Schriftzug. Das neue Unternehmenslogo sollte Heinrich Büssing als Visionär des Nutzfahrzeugbaus würdigen und die Leistungen der Büssing AG und ihrer Mitarbeitenden sichtbar machen. Eine Entscheidung, die auch Protest hervorrief, aber durchgezogen wurde. Bei der Neugestaltung des MAN-Logos wurde der Löwe in einem viereckigen Rahmen mittig unter dem MAN-Schriftzug platziert. Am Löwen selbst änderte sich bis auf kleinere Details kaum etwas. Er war noch kurz vor der Übernahme überarbeitet und weiter abstrahiert worden.
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Die Anfänge In den 1920er Jahren, lange vor der Übernahme der Büssing AG, zierten die drei Buchstaben M.A.N. die Kühlergrille der Fahrzeuge. Vorausgegangen war im Jahr 1908 die Umbenennung der Vereinigten Maschinenfabrik Augsburg und Maschinenbaugesellschaft Nürnberg A.G. in die Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg (M.A.N.).
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Erste Weiterentwicklung Bereits im Laufe der 1930er Jahre inkorporierte MAN den „Diesel“-Schriftzug auf seinen Kühlergrills. Mit dem Dieselmotor hatte sich das Unternehmen einen Namen gemacht. Der Diesel war robust und leistungsstark, also ganz wesentlich mit dem Markenversprechen verknüpft.
Zu Beginn des neuen Jahrtausends gab es Überlegungen, den Löwen kleiner zu machen oder sogar ganz aus dem Logo zu entfernen und dafür die Wortmarke MAN zu vergrößern. Die Fahrzeuge sollten schon aus größerer Entfernung erkennbar sein. Kundenbefragungen ergaben aber ganz klar, dass die aus Buchstaben und Löwe bestehende Wort-Bild-Marke beibehalten werden sollte.
Dem Büssing-Löwen standen dennoch große Veränderungen bevor. Wie es dazu kam, erläutert Design-Chef Koos: „Im Rahmen der Entwicklung der neuen TG-Fahrzeuge bat die Marketingabteilung uns im Jahr 2008 um eine Neugestaltung des Logos. Damit rannten sie bei uns offene Türen ein, denn aus unserer Sicht wurde das Potenzial der Löwensymbolik nicht ausgeschöpft.“ Das sollte sich ändern. In den folgenden zwei Jahren brachten Koos und sein Team die positiven Attribute, die mit dem Bild des Löwen verbunden sind, stärker zur Geltung: „Dazu zählten für uns Kraft, Gewandtheit, Überlegenheit, Ausdrucksstärke und Dynamik, um nur einige zu nennen.“
Die Designer lösten die statischen Elemente des Logos auf: Der Löwe bekam Zähne und ein deutlicher brüllendes Maul. Die spitz aufragenden Ohren der alten Grafik verschwanden, weil sie zu sehr an einen Hund erinnerten. Die Körperproportionen des alten Logos wurden weitestgehend beibehalten, dank weicher fließender Linien entstand jedoch eine kraftvoll-elegante Körperform, die dem Löwen gerechter wird.
Im Zuge des Redesigns rückten Koos und sein Team außerdem vom starren Rechteck um den Löwen ab und machten den Rahmen nach oben hin breiter. Das modernisierte Löwenlogo wanderte an die prominente Stelle in der Chromleiste über dem MAN-Logo. Dadurch konnte der MAN-Schriftzug vergrößert und der Löwe gleichzeitig erhalten werden. Im Jahr 2012, mit der Einführung der Baureihe MAN TGX Euro 6, wurde das Ergebnis präsentiert.
„Ein Logo so stark zu verändern, ist ein gravierender Eingriff in die Markenwahrnehmung. Das gestalterische Ergebnis war aber in jedem Punkt so überzeugend, dass wir auf breiter Front – von Geschäftsleitung und Marketing über die Mitarbeitenden bei MAN und die große Fangemeinde unserer Fahrzeuge – Zuspruch erhalten haben“, resümiert Holger Koos.
Der Löwe und alle Eigenschaften, die man mit ihm assoziiert, prägen und bereichern den Auftritt der MAN-Fahrzeuge bis heute.
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Eine Einheit Der Schriftzug „Diesel“ in Kombination mit den drei Buchstaben "MAN", jeweils durch einen Punkt abgetrent, spielte über Jahrzehnte auf den Kühlergrills von MAN eine zentrale Rolle. Der Löwe war darunter plaziert, hier zu sehen auf einem Lkw von 1972.
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Eine Ergänzung In den 1970er Jahren entschied sich MAN, einige bewährte Fahrzeugmodelle der Büssing AG weiter zu produzieren. Dazu zählte auch der MAN-Büssing 16 U. So gelangte der Schriftzug "Büssing" auf dem Kühlergrill.
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Eine stetige Reduzierung In den 1980er Jahren entfiel der "Diesel"-Schriftzug aus dem Produktlogo. Der Löwe prangte weiterhin mittig unter dem "MAN"-Schriftzug. Der gesamte Kühlergrill war von einem eckigen Rahmen eingefasst.
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Kleine Änderung In den Geschäftsjahren 1985 und 86 fand eine Ausgliederung der Nutzfahrzeugsparte von MAN als eigenständige GmbH und spätere AG statt. Das machte sich auch auf dem Kühlergrill bemerkbar: In diesem Zuge entfielen die Punkte zwischen den Buchstaben "MAN" und der Löwe rückte ein Stückchen naher zum Schriftzug.
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Der Rebrush Seit der Überarbeitung des Logos im Jahre 2012 hat sich einiges geändert: Der Löwe bekam Zähne und ein deutlicher brüllendes Maul. Das starre Rechteck um den Löwen verschwand. Stattdessen wurde der Rahmen nach oben hin breiter und das modernisierte Löwenlogo wanderte an die prominente Stelle in der Chromleiste über dem MAN-Logo.
Wenn man ein gut akzeptiertes Logo hat, sollte man es aus Erfahrung des Chefdesigners von MAN nur in kleinen Schritten und Details verändern. Anlässlich der Präsentation der neuen MAN Truck Generation im Jahr 2020 wurde das Löwenlogo nur behutsam angefasst. Zu den größten Änderungen gehörte die Einbettung des Löwen in einen diamantförmigen Rahmen.
Die Löwen-Symbolik wurde beim MAN TGX besonders vom Produktdesign unter Regie von Rudolf Kupitza, Leiter Design Truck, aufgegriffen. „Sie haben das Fahrzeuggesicht raubkatzenartig gestaltet“, erklärt Holger Koos den Ansatz der Kollegen. Die Scheinwerfer etwa sähen aus wie angriffslustige Katzenaugen und unter der Chromschwinge mit dem Löwenlogo forme die schwarze Kühlerblende, die sich bis in den Bereich der Stoßfänger fortsetzt, das Löwenmaul. Das Fazit von Koos: „Man kann ohne Zweifel sagen, dass der Löwe und alle Eigenschaften, die man mit ihm assoziiert, den Auftritt der MAN-Fahrzeuge bis heute prägen und bereichern.“
Behutsame Anpassung Anlässlich der Präsentation der neuen MAN Truck Generation im Jahr 2020 wurde das Löwenlogo nur dezent angepasst: Der Löwe wurde in einen diamantförmigen Rahmen eingebettet.