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Luftansicht des Containerterminals DUSS in UlmLuftansicht des Containerterminals DUSS in Ulm

DUSS Terminal Ulm: Von der Straße auf die Schiene

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Im Verkehrskorridor Rhein-Donau, der von Straßburg bis ans Schwarze Meer reicht, spielt der Umschlagbahnhof Ulm-Dornstadt der Deutschen Umschlaggesellschaft Schiene-Straße (DUSS) eine Schlüsselrolle. Mit innovativen Pilotprojekten in den Bereichen Digitalisierung und Automatisierung sowie einem massiven Ausbau legt das Terminal den Turbogang ein. Einblicke in die Logistik dieser spannenden Schnittstelle zwischen Straße und Schiene.

Luftansicht des Containerterminals DUSS in Ulm
Roter Pfeil nach rechts

Kombinierte Transporte Das DUSS Terminal in Ulm führt Straße und Schiene zusammen.

Den Sound des DUSS Terminals Ulm prägt der Kontakt von Metall auf Metall. Jedes Mal, wenn einer der hier umgeschlagenen riesigen Container sorgsam abgesetzt wird, ist ein metallischer Ton zu hören. Zur dichten Geräuschkulisse auf dem Terminalgelände tragen auch die Warnsignale der Krananlagen bei und die vielen Lkw, die den Umschlagbahnhof täglich passieren. Keine Frage: Der Verkehr im DUSS Terminal Ulm rollt – und zwar nicht zu knapp, wie Terminalleiter Andreas Huf bestätigen kann: „Wir fertigen circa 30 Züge pro Woche ab und haben ein tägliches Lkw-Aufkommen von durchschnittlich 400 Fahrzeugen.“

Die hohe Auslastung zeigt, dass das intermodale Konzept des Umschlagbahnhofs voll aufgeht. „Intermodal bedeutet, dass Güter auf mindestens zwei verschiedenen Verkehrsträgern transportiert werden. Man spricht auch von kombiniertem Verkehr“, erklärt Andreas Huf. „In unserem Fall ist das die Kombination von Straße und Schiene.“ Der Güterverkehr per Lkw und mit dem Zug verzeichne schon seit Jahren großes Wachstum, fügt der 30-Jährige hinzu. „Dabei spielt das Bemühen um Klimafreundlichkeit eine große Rolle. Es entstehen viel weniger CO₂-Emissionen, wenn Transporte auf Lastwagen und per Eisenbahn sich effizient ergänzen. Das ist attraktiv für Unternehmen.“

Be- und Entladen der Trucks und Züge

Gerade rollt ein mehrere hundert Meter langer Zug in den Umschlagbahnhof im östlich gelegenen Teil des Standorts ein. Er hat unter anderem Nudeln aus Italien geladen. Auf dem benachbarten Gleis ist ein vor zweieinhalb Stunden eingetroffener Zug schon halb abgefertigt. Die drei Portalkräne im Terminal gleiten auf der über 700 Meter langen Schienenbahn vor und zurück, um Container auf die wartenden Lkw zu laden oder von dort aufzunehmen.

Das Be- und Entladen ist ein routinierter Prozess mit festen Abläufen. Container, die über die Straße mit dem Lkw am DUSS Terminal eintreffen, werden zunächst am Check-in-Platz auf dem großen Vorstauplatz des Geländes geprüft. „Unser Checker prüft den Container auf Schienentauglichkeit und Verkehrssicherheit. Bei Zollcontainern und Gefahrgut erfolgt eine ausgeweitete Prüfung. Wenn der Container freigegeben ist, melden sich die Lkw-Fahrer in der – wie wir es nennen – Agentur im Terminalgebäude. Dort wird ihnen einer der 27 Rasterplätze zugewiesen, die sich direkt neben den vier Gleisen befinden. Dort fahren sie dann hin, um die Ware abzuliefern und eventuell neue aufzunehmen“, erläutert Andreas Huf. Gleichzeitig erhalten die Kranfahrer elektronisch auf dem Bildschirm der Krankabine die Information, ob der Container auf einen Zug geladen oder erst einmal zwischengelagert wird. Der Prozess läuft sehr schnell ab: Pro Lkw dauert es in der Regel zwölf Minuten.

Züge werden in durchschnittlich fünf Stunden abgefertigt. Nach der Einfahrt ins DUSS Terminal führt ein Lademeister zunächst einen Eingangsabgleich durch. Das heißt: Er oder sie geht den Zug ab und gleicht auf einer Liste die Nummern der Wagen und aller Ladeeinheiten (LE) ab. Ist alles wie angekündigt eingetroffen, wird der Zug freigegeben. Andreas Huf: „Dann wird sortiert: Leere Container gehen zu unserem benachbarten Logistikpartner DB Intermodal und der Rest wird auf Lkw oder ins Zwischenlager verteilt. Anschließend startet das Beladen des Zugs.“

„Wer seine Waren über weite Strecken transportieren muss, fährt mit kombiniertem Verkehr sehr gut.“

Andreas Huf
Leiter DUSS Terminal Ulm

Bis 2030 werden die Kapazitäten verdoppelt

Im Terminalgebäude hängt eine große, eingerahmte Luftaufnahme des DUSS Geländes in Ulm-Dornstadt. Auf ihr kann man deutlich erkennen, wie kompakt die Schnittstelle zwischen Straße und Schiene angelegt wurde. Über einen Kreisverkehr erreichen Lkw das Gelände und müssen dann nur kurze Fahrtwege zwischen Vorstauplatz, Gleisanlagen und Containerlager zurücklegen. In Kürze wird die Zufahrt über eine eigene Auf- und Abfahrt zur südlich verlaufenden Autobahn 8 zusätzlich erleichtert.

Laut DUSS verzeichnet der Umschlagbahnhof in Ulm seit Jahren die höchsten Wachstumsraten aller 24 Standorte in Deutschland bezüglich der Ladeeinheiten (LE). Andreas Huf führt aus: „Im Jahr 2010 wurden bei uns circa 67.000 LE umgeschlagen, im Jahr 2016 waren es bereits 100.000 und aktuell sind es 120.000 LE pro Jahr.“ Weil die Anzahl der LE seit Inbetriebnahme des Ulmer Terminals im Jahr 2005 stetig zugenommen hat, stößt der Knotenpunkt inzwischen an seine Kapazitätsgrenze. Aus diesem Grund wird er ab 2024 um ein zweites Umschlagmodul erweitert.

Westlich der bestehenden Anlage werden vier Gleise zu den bereits vorhandenen vier hinzukommen und zusätzlich ein Reservegleis. Die neuen Gleise werden auf einer Länge von 720 Metern ebenfalls von drei Portalkränen bedient. Durch eine Vergrößerung des Vorstauplatzes für Lkw und Sattelschlepper sollen Rückstaus auf die A8 vermieden werden. „Das zweite Modul wird unsere Kapazitäten bis 2030 verdoppeln“, kündigt Andreas Huf an. „Durch die so möglich werdende Verlagerung des Transports von der Straße auf die Schiene spart der Ausbau unseres Standorts etwa 100.000 Tonnen CO₂ jährlich ein.“

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1. Vorstauplatz

Wartebereich für Lastwagen und Sattelschlepper, bis sie am Check-in registriert werden.

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2. Check-in

Hier registriert das Personal des Terminals die Container, die auf Lastwagen eintreffen, und prüft sie auf Verkehrssicherheit.

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3. Terminalgebäude

Hier sind Büro- und Personalräume untergebracht. Insgesamt arbeiten im Umschlagbahnhof 35 Menschen im Büro, in der Kranbahn oder als Fachlageristen. Im Terminal befindet sich auch die Agentur, wo den Lkw Rasterplätze in der Kranbahn zugewiesen werden.

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4. Kranbahn

Hier halten auf vier Gleisen die bis zu 700 Meter langen Frachtzüge. Drei Portalkräne be- und entladen sie.

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5. Rasterplätze

Zur Kranbahn gehören 27 Stellplätze für Trucks. Hier parken sie, während von den Portalkränen Container ab- oder aufgeladen werden.

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6. Lastlager

Auf dieser Fläche können bis zu 170 TEU-Standardcontainer à 20 Fuß (6,09 Meter) zwischengelagert werden. In der Regel bleiben sie einen Tag dort. Zusätzlich können in der Kranbahn 750 TEU abgestellt werden. 

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Der Weg der Waren durch das DUSS Terminal Ulm Diese Stationen durchlaufen Lkw, Züge und Container, wenn sie den Logistik-Knotenpunkt am Rande der Schwäbischen Alb passieren.

„Dank der Erweiterung und mithilfe der Digitalisierung und Automatisierung der Prozesse wird der DUSS Standort Ulm das nächste Level erreichen – und zu einem zukunftsweisenden Vorzeigeterminal des kombinierten Transports werden.“

Andreas Huf
Leiter DUSS Terminal Ulm

Abläufe digitalisieren und automatisieren

Von manuellen Prozessen will die DUSS mit dem Neubau Abschied nehmen. Digitalisierte und automatisierte Abläufe sollen die Effizienz des Umschlagbahnhofs steigern. Dazu laufen eine Reihe von Pilotprojekten. Ein Beispiel ist die im Juli 2020 gestartete Kooperation ANITA von MAN Truck & Bus, Deutsche Bahn AG, Götting KG und der Hochschule Fresenius. ANITA steht für „Autonome Innovation im Terminalablauf“. Ziel des Projekts ist es, Container schneller und flexibler umzuschlagen, um die Effizienz im kombinierten Verkehr zu steigern. Die Hauptrolle spielt ein vollautomatisierter Truck von MAN, der selbstständig leere Container zwischen DUSS-Terminal und dem benachbarten Partner DB Intermodal Services hin- und hertransportiert. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde das systematische Zusammenspiel von Menschen und Maschinen auf der zurückzulegenden Strecke analysiert und die Einrichtung der nötigen digitale Infrastruktur vorangetrieben. Für Juli 2021 ist die erste Messfahrt des Lkw geplant – unter Aufsicht eines Sicherheitsfahrers von MAN. „Dabei fährt der Truck von DB Intermodal auf eine öffentliche Straße durch den Kreisverkehr inklusive Prüfung am Check-in-Punkt an einen Zielpunkt auf unserem Gelände“, erklärt Andreas Huf. „Auf Basis der gesammelten Daten können wir die nächste Stufe der Automatisierung angehen.“

Ein weiteres Projekt, das die Digitalisierung im Bereich Slot-Management vorantreiben soll, startet im August 2021 in die Probephase am DUSS Terminal Ulm. „Momentan ist es so, dass die Lkw-Fahrer zu uns ins Terminalgebäude kommen müssen, um sich einen Slot in der Kranbahn zuweisen zu lassen. Das soll in Zukunft papierlos über eine App erfolgen, wodurch wir Fußwege, Wartezeiten für Lkw-Fahrer und Schnittstellen reduzieren“, sagt Andreas Huf. Die Anwendung entwickelt die DUSS zusammen mit einem Start-up. Speditionen bezieht sie in der Projektphase aktiv mit ein, damit am Ende ein Produkt entsteht, das für beide Seiten – die DUSS und die Transportunternehmen – Vorteile hat.

Auch die Automatisierung der Portalkräne ist ein wichtiges Thema für den Umschlagbahnhof. Im neuen Modul des Terminals sollen die Kranführenden nicht mehr selbst im Kran sitzen, sondern in einer Schaltzentrale im Terminalgebäude. „Das wird ihnen ermöglichen, mehrere Kräne im Wechsel zu bedienen“, so Logistikexperte Huf. Am Check-in-Punkt soll es ebenfalls schneller gehen. Huf: „Wir arbeiten zurzeit an Videotoren, die die eintreffenden Container registrieren und auf ihre Verkehrstauglichkeit prüfen können.“

Alle Prozesse werden schließlich im Betriebs-Leitsystem-Umschlagbahnhöfe (BLU), einer vollumfänglichen Software der DUSS, vereint. Terminalleiter Andreas Huf freut sich auf die Entwicklungen der nächsten Jahre. Von einem Fenster des Terminalgebäudes aus zeigt er auf die freien Flächen, auf denen das neue Areal entstehen wird. Er ist sich sicher: „Dank der Erweiterung und mithilfe der Digitalisierung und Automatisierung der Prozesse durch Projekte wie ANITA wird der DUSS Standort Ulm das nächste Level erreichen – und zu einem zukunftsweisenden Vorzeigeterminal des kombinierten Transports werden.“

Text   Susanne Theisen
Fotos   DUSS, MAN

#Automatisierung#Digitalisierung#AutonomesFahren

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