MAN Truck & Bus

Menschen stehen vor einem MAN Lkw auf dem ITS World Congress 2021Menschen stehen vor einem MAN Lkw auf dem ITS World Congress 2021

ITS World Congress: Fahrzeuge für den Transport von morgen

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400 internationale Aussteller – darunter MAN mit Hamburg TruckPilot – haben auf dem ITS World Congress 2021 in Hamburg innovative Technologien für die nahe Zukunft von Transport, Logistik und Mobilität vorgestellt. Automatisierung, Digitalisierung und Elektromobilität sind die drei großen Treiber, um das Transportgeschäft sicherer, effizienter und umweltfreundlicher zu machen. Beim Rundgang durch den ITS (Teil 1) dreht sich alles um innovative Nutzahrzeuge: vom autonomen Truck bis zur automatisierten Transportdrohne. 

 Die HHLA-Vorstandsvorsitzende Angela Titzrath berichtete Journalisten und Fachbesuchern von dem Pilotprojekt mit MAN und der Spedition Weets.
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Hamburg TruckPilot Die HHLA-Vorstandsvorsitzende Angela Titzrath berichtete Journalisten und Fachbesuchern von dem Pilotprojekt mit MAN und der Spedition Weets.

Hamburg, wo im Oktober 2021 der ITS World Congress stattgefunden hat, verfügt über einen der global wichtigsten Seehäfen für den internationalen Güterverkehr. Hier ist auch der weltweit erste klimaneutrale Containerhafen zu Hause: das Containerterminal Altenwerder (CTA). Die hochmoderne, auf der Seeseite bereits vollständig automatisierte Anlage wird von der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) betrieben. Gemeinsam haben MAN Truck & Bus, die Spedition Weets und die HHLA erprobt, wie autonom fahrende Lkw in die Terminalabläufe effizient und sicher eingebunden werden können. Die Ergebnisse des erfolgreichen Pilotprojektes Hamburg TruckPilot fanden auf dem ITS große Aufmerksamkeit.

Trotz der Begleitumstände der Coronapandemie war das Branchenmeeting mit rund 400 internationalen Ausstellern und 13.000 Fachbesuchern so umfangreich und gut besucht wie nie zuvor. Dieser Teilnehmerrekord macht deutlich, wie groß das Interesse und der Bedarf an zukunftsfähigen „Intelligent Transport Systems“ – dafür steht das Kürzel  ITS – sind. Wie MAN arbeitet die gesamte Logistikbranche an neuen und zukunftsfähigen Transportlösungen. Diese sollen es möglich machen, das immer weiter steigende Güteraufkommen zu bewältigen und zugleich die klimaschädlichen Emissionen des Transportverkehrs bis hin zur Klimaneutralität minimieren. Im Mittelpunkt des Kongresses standen insbesondere Nutzfahrzeuge mit innovativen Technologien und neuen Anwendungen im Rahmen von Automatisierung, Digitalisierung und Elektromobilität.

Meilenstein Hamburg TruckPilot

Wie notwendig der Einsatz von automatisierten Trucks künftig sein wird, hoben die HHLA-Vorstandsvorsitzende Angela Titzrath und MAN Truck & Bus Senior Vice President – Head of Automation Mikael Edstam auf dem ITS in einer gemeinsamen Pressekonferenz hervor. „Autonomes Fahren wird kommen! Darauf bereiten wir uns als HHLA vor. Die Logistik 4.0 bietet Chancen von globalem Ausmaß. Um sie zu nutzen, müssen wir offen für Veränderungen sein und Mut zum Wandel zeigen. Das autonome Fahren und Hamburg TruckPilot sind ein gutes Beispiel für transformative Prozesse, die wir aktiv gestalten wollen“, sagte Angela Titzrath. Mikael Edstam machte aus Sicht von MAN deutlich, warum das Pilotprojekt im Hafenterminal ein wichtiger Meilenstein für das autonome Fahren generell war. „Wir haben wichtige Daten und Erkenntnisse gesammelt, die sich weiter nutzen lassen, um automatisierte Hub-to-Hub-Verkehre zwischen Logistikterminals zu verwirklichen. In den nächsten Jahren will MAN diese Anwendungen weiter erproben, um in der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts ein Serienangebot für autonome Trucks realisieren zu können.“ Wie innovativ und vielfältig die Welt der Güter- und Personenbeförderung künftig aussehen könnte, zeigten aber auch zahlreiche andere Projekte und Ideen, die auf dem ITS World Congress zu sehen waren.

Container auf Schwebebahnen

Das Containerterminal Altenwerder verbindet schon jetzt den Seeweg, die Straße und die Schiene. Mit dem Hyperloop bringt die HHLA jetzt einen weiteren Verkehrsträger ins Spiel. Gemeinsam mit dem US-amerikanischen Unternehmen HyperloopTT arbeitet sie daran, Container mit Magnetschwebetechnik durch eine Röhre zu befördern. Ihr Joint Venture HyperPort Cargo Solutions (HCS) entwickelt dafür gemeinsam die technologischen Komponenten. Ein virtueller Demonstrator der Containerabfertigung im HyperPort wurde auf dem ITS in Hamburg vorgestellt. Ziel ist es, das System für die weltweite Logistik zu vermarkten. Der Hyperloop ermöglicht einen großen Durchsatz, er ist emissionsarm, sehr energieeffizient und zugleich sehr sicher, weil in der Röhre äußere Einflüsse wegfallen. Dank dieser Vorteile könnte das Hyperloop-Transportsystem einen wertvollen Beitrag zur Entlastung der Verkehrsinfrastruktur leisten.

Einen verwandten Ansatz verfolgt das vollautomatisierte Transport System Bögl (TSB). Die auf dem ITS präsentierte Eigenentwicklung der Firmengruppe Max Bögl macht sich ebenfalls Magnetschwebebahn-Technologie zunutze. Das TSB Cargo System bewegt einzelne Container vollelektrisch, klimaschonend und mit sehr geringem Geräuschpegel. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 150 Kilometer pro Stunde und die Container werden im 20-Sekunden-Takt transportiert. Anders als beim Hyperloop findet die Fahrt nicht in einer Röhre statt, sondern auf schlanken Hochbahntrassen im Freien. Max Bögl hat die TSB-Technologie für den Personennahverkehr zur Serienreife entwickelt und setzt sie auf einer 860 Meter langen Erprobungsstrecke im bayerischen Sengenthal sowie auf einer Demonstrationsstrecke im chinesischen Chengdu ein. Die Verwendung dieses elektromagnetischen Schwebesystems für die Containerlogistik wird zurzeit im Rahmen einer Machbarkeitsstudie erprobt. Zu den möglichen Anwendungen der Technologie gehören die Verteilung von Gütern zwischen stark frequentierten logistischen Knotenpunkten, zum Beispiel zwischen Hafenterminals und so genannten Trockenhäfen im Hinterland.

Ride-Pooling im Stadtverkehr

Neue Wege für die urbane Mobilität beschreitet auch MOIA. Das Unternehmen der Volkswagen Gruppe testet in Hamburg ein in Europa bisher einzigartiges Angebot des sogenannten Ride-Poolings. Die Idee: Ein Taxibus bündelt die Anfragen von mehreren Fahrgästen, die an ihren individuellen Start- und Zielpunkten zu- beziehungsweise aussteigen. „Auf diese Weise reduzieren wir die Anzahl der pro Person gefahrenen Kilometer, entlasten so den Straßenverkehr und minimieren Emissionen“, erläutert Dr. Ralf Sigmund, CTO von MOIA, das Konzept auf dem Kongress. Das Angebot richte sich an Kunden, die bereit sind, gewisse Umwege in Kauf zu nehmen, um ihren persönlichen CO2-Fußabdruck zu verringern. Die Herausforderung: Die Fahrten mit MOIA sollen den Fahrgast trotzdem innerhalb eines garantierten Zeitkorridors zuverlässig und pünktlich ans Ziel bringen. Um dies zu erreichen, entwickelt und testet MOIA einen KI-Algorithmus, der die Fahrgastanfragen und die Routenplanung koordiniert.

 

„Unser Ziel ist es, dem Kunden ein innerhalb von fünf Minuten verfügbares Fahrangebot zu machen und die Effizienz des privaten Pkw zu schlagen.“

Dr. Ralf Sigmund
CTO von MOIA

„Unser Ziel ist es, dem Kunden ein innerhalb von fünf Minuten verfügbares Fahrangebot zu machen und die Effizienz des privaten Pkw zu schlagen“, sagt Ralf Sigmund. Zugleich soll das Pilotprojekt zeigen, das Ride-Pooling den öffentlichen Nahverkehr nicht kannibalisiert, sondern ihn sinnvoll ergänzt. Zurzeit setzt MOIA in Hamburg eine Flotte von 500 Elektro-Vans auf Basis des VW Crafters ein. Das Grundmodell wurde für MOIA elektrifiziert und umfangreich an die Einsatzanforderungen angepasst. Ab 2022 will MOIA autonome ID. BUZZ AD Elektro-Vans von Volkswagen auf Testfahrten in Hamburg nutzen. Ab 2025 sind fahrerlose Taxifahrten im kommerziellen Betrieb geplant. „Je größer die Verfügbarkeit der Fahrzeuge und die Kundennachfrage sind, desto funktionstüchtiger wird das Konzept. Entsprechend große Flotten lassen sich nur dann wirtschaftlich betreiben, wenn keine Personalkosten für Fahrer entstehen. Wir sind sicher, dass der skalierte Betrieb von fahrerlosen Flotten eine große Anzahl neuer Jobs erzeugen wird“, schildert der CTO von MOIA die Zukunftsperspektive von Ride-Pooling.

Automatisierte Luftfahrt

Innovative Luftfahrzeuge für Logistik und Mobilität waren auf dem ITS ebenfalls ein großes Thema. Die HHLA präsentierte HHLA Sky, ein Kontrollzentrum, das den sicheren Betrieb zahlreicher Drohnen außerhalb des Sichtfeldes ermöglicht. Damit können Unternehmen den parallelen Betrieb von mehr als 100 Drohnen für verschiedene Aufgaben nahtlos koordinieren. Die eigenentwickelten Industriedrohnen von HHLA Sky können prinzipiell alle denkbaren Aufgaben übernehmen, von der zivilen und industriellen Sicherheit an Flughäfen und Industriestandorten über die Umweltüberwachung bis hin zur Vermessung von Grundstücken und Gebäuden. Meist sammeln Drohnen bestimmte Daten oder übertragen mit leistungsstarken Kameras Bilder in Echtzeit.

Dass Drohnen auch eine lokal emissionsfreie Lösung für Lufttransporte auf der letzten Meile sein könnten, zeigte der deutsche Flugtaxi-Pionier Volocopter gemeinsam mit dem Logistikunternehmen DB Schenker. Die elektrische Schwerlastdrohne VoloDrone absolvierte auf dem ITS World Congress ihren ersten öffentlichen Flug. Während des dreiminütigen Testflugs transportierte die Drohne eine Ladung in der Größe einer Europalette und erreichte eine maximale Flughöhe von 22 Metern. Sie kann eine Fracht von 200 Kilogramm über eine Reichweite von 40 Kilometern tragen. Das autonome Flugzeug landete sicher und übergab die Lieferung zur abschließenden Zustellung an ein DB Schenker Cargo Bike. Um den Straßenverkehr weiter zu entlasten, arbeitet Volocopter außerdem an der Entwicklung von elektrisch angetriebenen Drohnen für die Personenbeförderung.

Fahrzeugbauer als Vorreiter

Weitere Entwicklungen im Bereich der automatisierten Transporte stellte Continental vor. Der Automobilzulieferer zeigte drei sogenannte Autonomous Mobile Robots: Der Continental Corriere ist ein kleiner Lieferroboter für den Transport von Lebensmitteln oder Paketen im urbanen Raum. Der Continental Contadino wiederum ist ein Landwirtschafts-Roboter, der autonom säen, pflanzen und düngen kann. Der dritte Roboter wurde für den Einsatz in der Intralogistik entwickelt, also für die Unterstützung in Produktionswerken oder Logistikzentren. Alle drei Roboter-Prototypen verwenden Sensor- und Kamera-Technologien, die ursprünglich für das automatisierte Fahren entwickelt worden sind.  An diesem Beispiel zeigt sich, dass die Automobilbauer im Bereich der Automatisierung und Digitalisierung Vorreiter sind auch für andere Branchen.

Im Gesamtbild machte der ITS deutlich, wie künftige Transportlösungen auf der Straße, auf der Schiene, auf Logistikflächen und in der Luft realisiert und sinnvoll miteinander verzahnt werden können. Es sind Lösungen, die auf ein nachhaltiges Transportwesen im Einklang von Ökonomie und Ökologie zielen. Nun gilt es, diese Konzepte in der Praxis zu erproben und alltagstauglich zu machen. Genau diesen Weg hat MAN beschritten. 

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