MAN Truck & Bus

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ITS World Congress: Infrastrukturen für die Logistik der Zukunft

 

400 internationale Aussteller – darunter auch MAN mit Hamburg TruckPilot – haben auf dem ITS World Congress 2021 in Hamburg neue Technologien für die nahe Zukunft von Transport, Logistik und Mobilität vorgestellt. Damit die Fahrzeuge von morgen sicher, effizient und umweltfreundlich unterwegs sind, brauchen sie passende technologische Ökosysteme, zum Beispiel Ladelösungen mit grünem Strom, leistungsstarke Datenverbindungen und intelligente logistische Software. Der Rundgang durch den ITS (Teil 2) stellt interessante Ansätze für die künftige Infrastruktur des Transportwesens vor. 

Drei Personen stehen beisammen auf der Messe und unterhalten sich miteinander
Roter Pfeil nach rechts

Meilenstein gesetzt Spediteur Jakob Weets, MAN Truck & Bus Senior Vice President – Head of Automation Mikael Edstam und die HHLA-Vorstandsvorsitzende Angela Titzrath (v. l. n. r.) haben mit ihrem gemeinsamen Pilotprojekt Hamburg TruckPilot das autonome Fahren vorangetrieben.  

Automatisierung, Digitalisierung und Elektromobilität sind die großen Zukunftsfelder, die MAN Truck & Bus und die gesamte Transportbranche zurzeit beschäftigen. Das spiegelt sich auch in den Themen der rund 400 internationalen Aussteller, die ihre aktuellen Projekte auf dem ITS World Congress 2021 in Hamburg im Oktober vorgestellt haben. Vieles dreht sich um den innovativen Einsatz von Fahrzeugen – dazu zählt das Kooperationsprojekt Hamburg TruckPilot, in dem MAN, die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) und die Spedition Weets den Einsatz eines autonom fahrenden Lkw im Containerterminal Altenwerder (CTA) erprobt haben. Zugleich ist auf dem ITS sehr deutlich geworden, dass auch die Infrastrukturen auf den Transportwegen und in Logistikterminals mit den Weiterentwicklungen der Fahrzeugtechnologien Schritt halten müssen. Das gilt insbesondere beim Umstieg auf die Elektromobilität, der zunehmend voranschreitet.

Fahrzeuge werden Energiespeicher

Die Vorteile von batterieelektrischen Antrieben hinsichtlich Klimafreundlichkeit und Wirtschaftlichkeit lassen sich nur dann voll ausspielen, wenn es ein flächendeckendes Angebot von Ladelösungen und emissionsfrei erzeugtem Strom aus erneuerbaren Energien gibt. Dieser Herausforderung stellt sich Elli, eine Konzerntochter von Volkswagen. Sie schafft ein komplettes Energie-Ökosystem rund um das Fahrzeug von Wallboxen bis hin zu digitalen Diensten. Auf dem ITS demonstrierte Elli zudem, wie Elektrofahrzeuge durch die Nutzung der Hochvoltbatterien als mobile Speicher Teil des klimaneutralen Energiesystems werden können. „Unsere Technologie des bidirektionalen Ladens macht es möglich, selbst erzeugten, regenerativen Strom – etwa aus der Photovoltaikanlage eines Gebäudes – im Fahrzeug zu speichern und bei Bedarf wieder in das Haus zurückzuspeisen. Zum Beispiel nachts, wenn kein Solarstrom erzeugt werden kann“, erklärt Peter Schmidtke, Sales Manager bei Elli. Auf diese Weise werden Kunden nicht nur unabhängiger vom öffentlichen Stromnetz, sondern sparen auch Kosten und CO2.

Auf einem ähnlichen Prinzip basiert das Projekt Fresh, das die HHLA auf dem ITS vorgestellt hat. Es handelt sich um ein Gemeinschaftsprojekt mit der Next Kraftwerke GmbH, einem der größten virtuellen Kraftwerksbetreiber Europas. Ziel des Pioniervorhabens ist es, die Batteriekapazitäten der am Containerterminal Altenwerder eingesetzten automatischen Containertransportfahrzeuge (AGV) als flexible Speicher in das deutsche Energienetz einzubinden, um so zur Netzstabilität beizutragen und um Schwankungen in der Verfügbarkeit  von wetterabhängigen Energiequellen abzufedern. Bis zum Jahr 2022 sollen die etwa 100 AGV, die auf dem Terminal  für den Transport von Containern zwischen Schiff und Blocklager verwendet werden, vollständig auf schnellladefähige Lithium-Ionen-Batterien umgestellt sein. Rein rechnerisch könnten sie an den dann 18 Stromtankstellen auf dem CTA eine Leistung von 4 Megawatt dem Strommarkt zur Verfügung stellen. Der Terminalbetrieb darf allerdings nicht beeinträchtigt werden, deswegen geben nur Fahrzeuge, die aktuell nicht benötigt werden, ihre Batteriekapazitäten ab.

Oberleitungen für Hybrid-Lkw

Neben den batterieelektrischen Antrieben gibt es weitere Technologien für die Elektromobilität. Siemens Mobility präsentierte den eHighway. Diese Innovation versorgt Hybrid-Lkw über eine Oberleitung der Autobahn mit Strom. Im Vergleich zu Lkw-Transporten mit herkömmlichen Kraftstoffen wird so der Energieverbrauch um die Hälfte reduziert. Das sorgt für eine Verringerung der lokalen Luftverschmutzung und trägt maßgeblich zur Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs bei. In Deutschland wird der eHighway von Siemens Mobility derzeit auf drei öffentlichen Teststrecken erprobt: auf der Bundesautobahn A5 in Hessen, in Schleswig-Holstein auf der A1 sowie auf der Bundesstraße B462 in Baden-Württemberg. Siemens Mobility arbeitet darauf hin, das Lkw-Oberleitungssystem in ganz Europa zur Verfügung zu stellen. Die Technologie soll mit verschiedenen Antrieben und auch mit dem vernetzten und autonomen Fahren kompatibel sein.

Damit autonome Fahrzeuge effizient und unfallfrei auf den Straßen unterwegs sein können, ist die Unterstützung durch eine digitale Infrastruktur erforderlich. Verschiedene Lösungen rund um die Zukunftstechnologien 5G, Sensorik, Cloud Computing und Künstliche Intelligenz stellten die Telekom und deren Tochterunternehmen T Systems vor. Dazu zählen cloudbasierte Ortungssysteme für die Navigation, Sensoren, die freie Parkplätze anzeigen, und KI-Erkennungssysteme, die die Fahrgastauslastung von Bussen in Echtzeit messen. Der neue Mobilfunkstandard 5G stellt dabei sicher, dass für die Datenübertragung ausreichend Kapazitäten für eine sichere Verbindung zum Netz mit geringen Latenzzeiten zur Verfügung stehen.

„Unsere Technologie des bidirektionalen Ladens macht es möglich, selbst erzeugten, regenerativen Strom – etwa aus der Photovoltaikanlage eines Gebäudes – im Fahrzeug zu speichern und bei Bedarf wieder in das Haus zurückzuspeisen.“

Peter Schmidtke
Sales Manager bei Elli

Datenströme bestimmen die Logistik

Die Auswertung von Echtzeitdaten aus dem Verkehr wird für die Entwicklung von innovativen, umwelt- und nutzerfreundlichen Mobilitätskonzepten immer wichtiger. Damit unterschiedliche Unternehmen und Akteure aus Mobilität und Transportwesen ihre Daten sicher miteinander teilen können, wurde der Mobility Data Space entwickelt. Es handelt sich um einen Datenmarktplatz, auf dem gleichberechtigte Partner im Mobilitätssektor selbstbestimmt Daten austauschen können. Das auf dem ITS präsentierte digitale Ökosystem verknüpft öffentliche und privatwirtschaftliche Daten. Es zeichnet sich durch hohe Standards hinsichtlich Transparenz, Datenschutz, Dezentralität und Selbstbestimmungsrechten der Teilnehmer aus. Die Datengeber können festlegen und kontrollieren, unter welchen Bedingungen ihre Daten durch andere Akteure genutzt werden. Trägergesellschaft ist die gemeinnützige Non-Profit-Organisation DRM Datenraum Mobilität GmbH.

Im Zuge der Digitalisierung werden auch Transport- und Verkehrsunternehmen immer mehr zu IT-Unternehmen. Entsprechend vielfältig war auf dem ITS das Angebot an Software, zum Beispiel für das Flotten- und Depotmanagement. Das Unternehmen PSI Software präsentierte ein Betriebshof- und Lademanagementsystem, dass die Steuerung, Ladung und Disposition aller emissionsfreien Fahrzeuge im Busbetriebshof koordiniert. Es berücksichtigt alle notwendigen Einflussfaktoren und Abhängigkeiten und sorgt für eine optimale Fahrzeugverfügbarkeit. Das bedeutet in der Praxis zum Beispiel, dass die Fahrzeuge in der optimalen Sequenzierung das Depot verlassen und dorthin zurückkehren sowie am optimalen Platz abgestellt werden.  

Wie groß das Interesse der Branche an neuen Entwicklungen im Bereich der Automatisierung, Digitalisierung und Elektromobilität ist, wie sie auch MAN vorantreibt, belegen die Rekordzahlen des ITS 2021. Mehr als 13.000 Fachbesucher nahmen am Weltkongress für intelligente Transportsysteme teil.

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