MAN Truck & Bus
Irrtum. Zwar ist das Sammeln und Auswerten von Daten eine wichtige Voraussetzung für die digitale Transformation. Ebenso spielt die Programmierung von Software eine große Rolle. Dies sind Kompetenzfelder von IT-Spezialisten. Aber ebenso wichtig wie deren Fähigkeiten sind die Ideen aus anderen Fachbereichen. Sales, After Sales und Produktmanagement wissen am besten, welche innovativen Funktionen die Kunden wirklich benötigen. Das Know-how aus Ressorts wie Entwicklung, Engineering und Produktion ist gefragt, um digitale Anwendungen in Fahrzeugtechnologien und Produktionsprozesse zu integrieren. Auch der Fachbereich Qualität spielt eine wichtige Rolle, um zum Beispiel die Vehicle Security sicherzustellen. Digitalisierung ist in der Nutzfahrzeugbranche von Anfang an eine interdisziplinäre Herausforderung, die alle Unternehmensbereiche einbezieht.
Das ist mit Einschränkungen richtig. Fahrzeugbauer werden weiterhin Fahrzeuge produzieren. Transportunternehmen bringen nach wie vor Güter von A nach B. Verkehrsunternehmen sorgen auch in Zukunft für die Mobilität von Personen. Insofern müssen viele Akteure der Nutzfahrzeugbranche ihr Geschäftsmodell nicht völlig neu aufbauen. Aber auf den Prüfstand stellen und kontinuierlich anpassen müssen sie es schon. Denn die Digitalisierung hat großes Potenzial, um das Transportwesen und die Personenbeförderung sicherer, effizienter und umweltfreundlicher zu machen. Sie fördert Entwicklungen wie autonomes Fahren, digitale Logistik, digitales Flottenmanagement und Vehicle Sharing. Solche Trends verändern die Branche von Grund auf. Wer ihre Chancen verpasst, könnte früher oder später vom Markt verschwinden.
Ganz und gar nicht. Die digitale Transformation bezeichnet vor allem eine neue Art zu denken. Der Wandel beginnt im Kopf. Er erfordert die Bereitschaft und Neugierde, neue Arbeitsmodelle auszuprobieren und das Business as usual zu verlassen. Leitfragen für Unternehmen sind dabei: Welche Bedürfnisse haben unsere Kunden? Wie können wir ihnen helfen, ihre Ziele noch besser zu erreichen? Und wie müssen wir uns aufstellen, um das leisten zu können? Digitale Technologien liefern die Werkzeuge, um den Wandel voranzutreiben. Doch um sie sinnvoll anzuwenden, ist vor allem das digitale Mindset gefragt. Nur wer die neue Technik mit innovativen Ideen zusammenbringt, wird in der Digitalisierung erfolgreich sein. Darüber hinaus sind gerade für das Verkehrswesen neue rechtliche Rahmenbedingungen notwendig, um digitale Technologien anwenden zu können. Zum Beispiel hat Deutschland gerade als weltweit erstes Land ein Gesetz erlassen, das fahrerlose Einsätze von automatisierten Trucks und Bussen möglich macht.
Das stimmt so nicht, denn die Digitalisierung ist keine Hauruck-Aktion, sondern ein langfristiger Prozess. Unternehmen sollten Prioritäten setzen, für welche Produkte und Arbeitsprozesse digitale Lösungen am dringlichsten sind, und diese bevorzugt einführen. Ausschlaggebend ist dabei, mit welchen Mitteln sich das Geschäft der Kunden und die eigene Tätigkeit am besten vereinfachen lassen. In der Nutzfahrzeugbranche findet eine Digitalisierung auf vielen Ebenen statt: Im Fahrzeug unterstützt die Fahrer eine zunehmende Zahl von intelligenten Assistenzsystemen. Auch für Wartung, Werkstattservice und Flottenmanagement stehen immer mehr digitale Services zur Verfügung. Die Vernetzung der Fahrzeuge mit ihrer Infrastruktur wächst. Sie ist auch die Voraussetzung für das autonome Fahren, die wohl wichtigste Zukunftstechnologie im Transportwesen. So schreitet die digitale Transformation im Nutzfahrzeugbereich immer weiter voran.
Dieser Mythos hält sich hartnäckig, aber er trifft trotzdem nicht zu. Einerseits ist es zwar richtig, dass die Digitalisierung dazu beträgt, dass Arbeitsabläufe, die bisher manuell von Menschen durchgeführt worden sind, automatisiert werden. Dadurch fallen Arbeitsplätze vor allem im Bereich der ungelernten und einfachen Tätigkeiten weg. Andererseits gilt aber auch, dass die Digitalisierung neue Aufgaben und ganz neue Berufsfelder eröffnet. Studien von Organisationen wie Bitkom, Deloitte und dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) kommen zu dem Ergebnis, dass der digitale Wandel sogar zu einem erhöhten Personalbedarf führt. Demnach stellen stark digitalisierte Unternehmen mehr zusätzliche Mitarbeiter ein als Unternehmen, in denen das Internet eine weniger relevante Rolle spielt. Die Digitalisierung ist also ein Treiber für den Arbeitsmarkt. Gesucht werden vor allem gut ausgebildete Arbeitskräfte, aber auch Quereinsteiger haben eine Chance, wenn sie sich digital weiterbilden und Erfahrungen aus ihrem angestammten Job in neue Aufgaben übertragen können.
Dieses Mythos wird vielfach wiederholt, er stimmt allerdings nur für Bereiche, in denen die Digitalisierung bisher eher schleppend gelaufen ist. Zum Beispiel haben viele Berufsgruppen in der Verwaltung im Lockdown erstmals Bekanntschaft mit mobiler Arbeit im Homeoffice und der flächendeckenden Verwendung von digitalen Kommunikationstools gemacht. Im Nutzfahrzeugsektor dagegen spielt die Digitalisierung schon lange eine große Rolle, sowohl in den Fahrzeugen als auch in den Arbeitsprozessen. In dieser Branche wurden Digitalisierungsprojekte durch die Coronapandemie eher verzögert. Zum Beispiel mussten Feldversuche zum automatisierten Fahren und zur Digitalisierung in Containerterminals aufgrund der Kontaktbeschränkungen verschoben werden. Sie liegen jedoch nicht auf Eis, sondern werden angepasst an die aktuellen Bedingungen weiter vorangetrieben.