MAN Truck & Bus

Porträt von Chung Anh Tran, Head of Autonomous Driving der Deutschen Bahn

Wir glauben an platooning

Chung Anh Tran, Head of Autonomous Driving der Deutschen Bahn, ist überzeugt von den Chancen der automatisierten Logistik. Er setzt auch in Zukunft auf die starke Partnerschaft mit MAN.

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Dr. Chung Anh Tran

zählt zu den Vordenkern der Automatisierung im Güterverkehr und ist Head of Autonomous Driving der Deutschen Bahn AG. Mit den Geschäftsfeldern DB Schenker für die Straße und DB Cargo auf der Schiene ist die Deutsche Bahn einer der weltweit größten Logistikdienstleister.

Herr Tran, die Deutsche Bahn hat sich am weltweit ersten Test von Platooning im Realverkehr intensiv beteiligt. Warum?

TRAN Autonomes Fahren wird unsere Geschäftsmodelle der Zukunft sehr stark beeinflussen. Platooning ist ein Teil davon. Wir wollen beim Einsatz dieser Technologie Innovationsführer und Markttreiber sein. Gemeinsam mit MAN haben wir im Praxistest wertvolle Erfahrungen gesammelt.

Was ist Ihr Fazit dieser Erfahrungen?

TRAN Unser Ziel war, Platooning in unsere reale Logistik einbinden zu können. Das haben wir mit Erfolg umgesetzt. Auch die Technik der Platoon-Lkw funktioniert einwandfrei. Die positive Resonanz der Berufskraftfahrer hat unsere Erwartungen sogar übertroffen. Deren Akzeptanz der Automatisierung ist ein entscheidender Faktor.

Werden Autofahrer es ebenfalls akzeptieren, dass Platooning Normalität wird?

TRAN Je mehr die Öffentlichkeit automatisiertes Fahren in der Praxis erlebt, die Technologie versteht und deren Nutzen erkennt, desto mehr wird die Akzeptanz steigen. Auch deshalb sind Versuche wie EDDI so wichtig. Menschen brauchen Erlebnisse, um ein Thema greifen zu können. Wir, die Deutsche Bahn, glauben an Platooning.

Skeptiker befürchten, dass Platoons zum Verkehrshindernis werden könnten. Was erwidern Sie?

TRAN Ich antworte einmal provokant: Lkw-Kolonnen auf der rechten Spur sind doch jetzt schon Alltag, nur eben nicht automatisiert. Durch Platooning wird sich der Verkehrsfluss verbessern. Denn gekoppelte Lkw nehmen weniger Platz ein. Außerdem kann die hohe Zahl der Unfälle mit Lastwagen reduziert werden. Hier sind meistens menschliche Fehler die Ursache. Automatisierte Steuerung ist sicherer.

Wie profitieren die Kunden von DB Schenker von Platooning?

TRAN Durch zuverlässigere und wahrscheinlich auch schnellere Lieferungen.

Wie muss die Technologie weiterentwickelt werden, um ihr volles Potenzial zu entfalten?

TRAN Unabdingbar für unsere Logistik ist Multibrand- Platooning, also die Möglichkeit, Lkw unterschiedlicher Marken zu koppeln. Dafür muss eine digitale Schnittstelle geschaffen werden. Sogar Multi-Company-Platooning wäre dann machbar: Mehrere Logistikunternehmen bündeln ihre Transporte. Das könnte on the Fly mithilfe einer App geschehen. Sicher werden rund um Platooning interessante neue digitale Geschäftsmodelle entstehen, die Transporte effizienter machen.

Ist Platooning Konkurrenz oder sinnvolle Ergänzung zur Schiene?

TRAN Der Güterverkehr wächst in Deutschland generell. Bis 2030 werden Transporte auf der Straße um 30 Prozent und Transporte auf der Schiene um 20 Prozent zunehmen. Beide Systeme müssen optimal ausgebaut und miteinander verzahnt werden, um diese ungeheure Transportleistung zu stemmen. Mit dem Einsatz von automatisierten Lkw im Zubringerverkehr stärken wir letztlich auch die Schiene.

Sie prüfen schon ein Folgeprojekt zum automatisierten Fahren. Worum gehtes dabei?

TRAN Nach der Einfahrt in ein Terminal von DB Schenker soll der Lkw autonom den Weg zur Entladestelle finden. Da wir uns auf Privatgelände befinden, können wir die Automatisierung auf ein höheres Level heben als im öffentlichen Verkehr. Zugleich gibt es im Terminal eine komplexe Verkehrssituation mit teils von Menschen gesteuerten, teils autonomen Fahrzeugen. Wenn wir diese Lage bewältigen, lernen wir viel über autonomes Fahren.

MAN und die Hochschule Fresenius sind weiter mit an Bord?

TRAN Ja, denn unser Konsortium hat bei EDDI sehr gut harmoniert. Wir wollen die Zusammenarbeit als eingespieltes Team fortsetzen.

Interview   Felix Enzian
Fotos   Joe Hoelzl

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