MAN Truck & Bus
DER MAN CruiseAssist ENTLASTET DEN FAHRER
Ab Oktober 2021 ist für schwere Lastwagen der neuen MAN Truck Generation (TGX und TGS) der neue MAN CruiseAssist erhältlich. Der Systemverantwortliche Benjamin Lachner berichtet, wie das neue Assistenzsystem technologisch realisiert wurde.
ist seit 2020 der Systemverantwortliche für die querführenden Fahrassistenzsysteme bei MAN. Er hat den MAN CruiseAssist bereits seit 2016 gemeinsam mit einem fünf- bis achtköpfigen Team aus Entwicklern und Testern realisiert.
Lachner Dieses Assistenzsystem unterstützt den Fahrer durch die Kombination aus aktivem Spurhalteassistent und ACC Stop & Go in der Quer- und Längsführung des Fahrzeugs im gesamten Geschwindigkeitsbereich. Das System hält das Fahrzeug durch aktives Eingreifen in die Lenkung kontinuierlich in der Fahrspur. Außerdem regelt es selbstständig die eingestellte Geschwindigkeit und den vorgewählten Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug. Der Assistent ist auf Autobahnen und autobahnähnlich ausgebauten Straßen einsetzbar.
Lachner Das teilautomatisierte Fahren mit dem MAN CruiseAssist entlastet den Fahrer und bedeutet für ihn mehr Sicherheit und mehr Komfort in unterschiedlichen Fahrsituationen. Bei viel Verkehr hilft ihm der Assistent, immer ausreichend Abstand zum Vorderfahrzeug einzuhalten, aber auch keinen Raum zu verschenken. Auf langen, monotonen Fahrten dagegen übernimmt das Assistenzsystem ein bisschen die Funktion eines Co-Piloten, der immer mit aufpasst und frühzeitig kleine Lenk-Korrekturen vornimmt. Der Fahrer bleibt zwar verantwortlich, er muss das System dauerhaft überwachen und jederzeit eingreifen können, aber er bleibt durch die Entlastung länger fit und ist nach seiner Schicht deutlich entspannter.
Lachner Die Frontkamera identifiziert die Fahrbahnmarkierungen für die Spurführung. Der Frontradar überwacht den vorausfahrenden Verkehr und erkennt stehende Fahrzeuge auf der Nebenspur, während die Seitenradare seitliche Hindernisse erfassen. Außerdem überwacht ein Algorithmus anhand der Drehmomentsensierung am Lenkaktuator, ob der Fahrer die Hände am Lenkrad hat. Wir konnten bei der Entwicklung des MAN CruiseAssist überwiegend auf vorhandene technische Komponenten zurückgreifen. Der größte Teil der Arbeit bestand in der Programmierung der Software für die Linienerkennung und der Regelung für die Spurhaltung.
Lachner Uns war wichtig, keine Insellösungen zu schaffen, sondern von Anfang an ein gesamtheitliches System zu entwickeln, aus dem sich mit wenig Aufwand verschiedene Assistenzsysteme ableiten lassen, je nach Bedarf der Kunden. Das ist uns gelungen mit den Systemen Spurverlassenswarner LDW, Spurrückführungsassistent LRA, Stauassistent TJA und MAN CruiseAssist, die konsequent aufeinander aufbauen. Durch die stufenweise Einführung der Systeme konnten wir Erfahrungen in der Querführung sammeln und so das Produktrisiko minimieren.
Lachner Wir haben es zum Beispiel geschafft, die automatisierte Querführung so zu gestalten, wie auch die Fahrer sich verhalten würden. Fahrer tendieren dazu, nicht mittig, sondern leicht rechts-versetzt zu fahren, damit mehr Abstand zum überholenden Verkehr auf der linken Seite bleibt. Genauso wählt der MAN CruiseAssist im Rechtsverkehr die Ausrichtung in der Fahrspur leicht rechts-versetzt. In Situationen dagegen, in denen rechts-versetztes Fahren störend ist – etwa beim Überhohlen anderer Verkehrsteilnehmer oder wenn ein Fahrzeug auf dem Pannenstreifen steht – erkennt der MAN CruiseAssist die Lage und hält den Lkw mittig in der Fahrspur. Indem der Assistent so flexibel steuert, fühlt er sich für die Fahrer besonders komfortabel an.
Lachner Durch Weiterentwicklungen der Kamera- und Radarsensorik soll der Assistent in Zukunft nicht nur die Fahrbahnmarkierungen, sondern auch den asphaltierten Straßenrand erkennen und genau wissen, wie viel freier Platz vor dem Fahrzeug zur Verfügung steht. Außerdem wollen wir die automatische Reaktion weiterentwickeln, wenn der Fahrer trotz mehrfacher Warnung nicht selbst das Steuer übernimmt.
Lachner Wird erkannt, dass der Fahrer bei aktivem MAN CruiseAssist die Hände nicht am Lenkrad hat, erfolgt eine „Hands-Off“-Eskalation über drei Stufen: In der ersten Stufe bekommt der Fahrer eine Anzeige im Cluster. Anstatt eines Tons wird der Fahrer in dieser Stufe durch eine sanfte Lenkradvibration auf die Anzeige hingewiesen. Damit vermeiden wir Irritationen des Fahrers und des Beifahrers, die durch akustische Signale entstehen könnten. Reagiert der Fahrer nicht auf diese Warnung, dann werden die Anzeigen deutlicher. Sprich: Die Vibration wird stärker und es ertönt ein Dauergong. Übernimmt der Fahrer auch dann nicht die Lenkung, wird das System deaktiviert.
Lachner Wir sind ein starkes und hoch motiviertes Team mit crossfunktionaler Expertise. In frühen Entwicklungsphasen haben wir uns über längere Zeiträume zur intensiven Zusammenarbeit in einen Raum zurückgezogen. Abgeschirmt von äußeren Störfaktoren, mit vielen Freiheiten in der Entwicklung und einer agilen Arbeitsweise haben wir das Projekt realisiert. Alle diese Faktoren zusammen haben zum Erfolg geführt.