MAN Truck & Bus
Koos „Das Image unserer Marke wird auf der Straße transportiert, denn dort erleben die Menschen unsere Produkte. Deshalb müssen alle unsere Fahrzeuge als markenzugehörig erkannt werden. Sie brauchen Designelemente als Eyecatcher, die dem Betrachter sofort sagen: Das ist MAN. Das Gleiche gilt für NEOPLAN. Prägend für das Corporate Design der Trucks ist der Plakettengrill am Bug mit dem Büssing-Löwen, dem MAN-Schriftzug und der Chromzierleiste. Auch die Busse tragen die wiederkehrenden Merkmale des Smart-Edge-Designs, etwa die seitliche Schwinge an den Reisebussen von MAN. Die Busmarke NEOPLAN dagegen hat ihr ganz eigenes Designvokabular. Jeder NEOPLAN-Fan kennt das legendäre Sharp-Cut-Design, den Adlerblick der Scheinwerfer und die nach vorn strebende B-Säule.“
Kupitza „Im Design ist das Thema Ergonomie von sehr großer Bedeutung. Alle Bedienelemente müssen für den Fahrer leicht erreichbar und gut einsehbar sein. Er benötigt ausreichende Bewegungsfreiheit, nutzbare Stauräume und angenehme Lichtverhältnisse. Im Exterior hat der neue Stadtbus MAN Lion’s City deshalb extra viele große Wartungsklappen, die sein technisches Innenleben bequem erreichbar machen. Bei der Gestaltung haben wir diese servicefreundlichen Klappen von Anfang an eingeplant und eine segmentierte Außenverkleidung entwickelt, die bei optimaler Funktionalität zugleich gut aussieht.“
Markante Linien Skizzen und experimentelle Entwürfe dienen den Designern als Inspiration. © Constantin Mirbach
Gaedtke „Als Designer gestalten wir Fahrzeuge aus einer ganzheitlichen Perspektive, um verschiedene funktionale Anforderungen optimal auszutarieren. Indem wir zum Beispiel bei einem Truck mehr Innenraumvolumen schaffen, erhöhen wir zugleich die Kollisionssicherheit und den Komfort des Fahrers. Bei der Außenform der Karosserie bringen wir Sicherheitsaspekte mit der Aerodynamik in Einklang. Bestimmte Bauteile dürfen nicht über die Gesamtform hinausragen. Das dient der passiven Sicherheit von anderen Verkehrsteilnehmern bei Zusammenstößen.“
Schönherr „Produkte, die gut gestaltet sind, genügen auch den funktionalen Anforderungen. Selbst ein Laie sieht dem Fahrzeug dessen funktionale Stärken oft auf den ersten Blick an. Das Design von NEOPLAN zum Beispiel ist ganz auf Aerodynamik getrimmt. Alles, was der Luft unnötigen Widerstand bietet, wurde weggeschnitten. Einem NEOPLAN Cityliner wird schon durch die äußere Anmutung zu Recht unterstellt, dass er sparsamer fährt als Wettbewerber. Eine gute und richtig gestaltete aerodynamische Form verringert übrigens nicht nur den Kraftstoffverbrauch. Sie reduziert auch Fahrgeräusche und verhindert Verschmutzungen an der Außenfläche.“
Holger Koos führt als Leiter Fahrzeugdesign die Designabteilung an
Wer ist Ihr Lieblingsdesigner – und warum?
Ich bin ein Fan des deutschen Produktdesigners Wilhelm Wagenfeld. Der Bauhaus-Schüler zählt zu den bekanntesten Pionieren des Industriedesigns. Einige seiner Entwürfe werden als Designklassiker bis in die Gegenwart produziert, beispielsweise die gemeinsam mit Carl Jacob Jucker entworfene Bauhaus-Leuchte, die auch Wagenfeld-Lampe genannt wird.
Welche Designs halten Sie für überschätzt?
Die effekthascherischen Entwürfe eines Luigi Colani beispielsweise, die selten funktioniert haben.
Wer war Ihr Vorbild/Mentor?
Das war Professor Wolfgang Kraus, der Leiter des Nutzfahrzeuge-Designs bei MAN. Von ihm habe ich in Bezug auf gestalterische Grundsätze und Strategien im Nutzfahrzeuge-Design sehr viel gelernt.
© Constantin Mirbach
Sven Gaedtke verantwortet als Leiter Styling Central die Bereiche Strak, Studio, Engineering, Modellbau.
Was ist Ihr persönlicher Leitgedanke bei Ihrer Arbeit für das Design von MAN?
Design bedeutet das Gestalten von Konzepten, bei denen Form und Funktion eine Einheit bilden. Beim Design von MAN kommt es auf eine ausdrucksstarke Formensprache, ästhetische Leichtigkeit, gestalterische Zeitlosigkeit und einen sinnvollen Einsatz von Werkstoffen an.
Wie und wo finden Sie neue Inspiration für Designs?
Im Alltag, auf der Straße, im Urlaub, auf Messen, in Kunst, Kultur, Technik etc. Ich halte die Augen offen und schaue, welche Themen und Trends sich in der Zukunft entwickeln können.
Ihre Vision für ein Design (Bus oder Truck) in 30 Jahren …
Ganz klar: Brennstoffzellen-betriebene modulare, autonome Comfort Cabins. Und vielleicht elektrische Zeppelin-Trucks?
© Constantin Mirbach
Als Leiter Design Bus gestaltet Stephan Schönherr Omnibusse für MAN und NEOPLAN.
Was ist Ihr persönlicher Leitgedanke bei Ihrer Arbeit für das Design von MAN?
Ein ergonomisches und hochfunktionelles Design zu finden, das den Kern der Marke trifft und eine erklärungsfreie Anwendbarkeit ermöglicht. Das Fahrzeug soll dem Menschen den höchstmöglichen Grad an Attraktivität bieten.
Wer sind Ihre Lieblingsdesigner?
Mies van der Rohe, Marcel Breuer und Reimund Loewy mit seinen Stromlinien-Designs. Im Automobilbereich ist es Bertone. Diese Studien sind wegweisend für die Entwicklung der Automobildesigns.
Wie messen Sie den Erfolg Ihrer Arbeit?
Wenn das gebaute Fahrzeug nah am eigenen Entwurf ist. Es zeigt, dass der Designer alles richtig gemacht hat. Denn nur der Entwurf, der alle Vorgaben erfüllt, ist gut und richtig und setzt sich am Ende auch durch.
© Constantin Mirbach
Kupitza „Bei Nutzfahrzeugen ist die Funktionalität des Designs noch wichtiger als im Pkw-Bereich. Trotzdem spielt auch hier die Ästhetik eine große Rolle und beeinflusst die Kaufentscheidung. MAN-Busse und -Lkw folgen keinen kurzlebigen Moden, sie sind zeitlos elegant. Beim Truck zählt die kraftvoll-sympathische Anmutung – ein Arbeitstier eben. NEOPLAN dagegen ist die expressive Designikone – sie darf und soll polarisieren.“
Koos „Es gibt die irrige Annahme, Designer könnten ein Fahrzeug nachträglich „hübsch machen“. Das funktioniert nicht. Genauso wenig können wir im Elfenbeinturm ein Produkt entwerfen, das zwar wahnsinnig toll aussieht, aber dann in der Praxis nicht funktioniert. Nur wenn die technischen und gestalterischen Entwickler von Anfang an gemeinsam und integriert arbeiten, entsteht ein stimmiges Gesamtkonzept.“
Gaedtke „Die Frontpartie eines Fahrzeugs ist sein Gesicht. Unsere Busse strahlen Freundlichkeit, Selbstbewusstsein und Kraft aus. Der Fahrgast soll sich sicher und willkommen fühlen. Den Lkw und Bussen von MAN geben wir ein Löwengesicht. Die Scheinwerfer sind seine Augen. Der Kühlergrill bildet Nase und Schnauze.“
Koos „Der Löwe vereint so viele positive Attribute: Gewandtheit, Intelligenz, Stärke, Dynamik, Schnelligkeit, Souveränität. Er ist der König der Tiere.“
Koos „Wir nutzen moderne und langlebige Materialien. Der Nutzer fühlt sich wohler in einem hochwertig verarbeiteten Fahrzeug und pflegt es besser. Das kommt der Werthaltigkeit insgesamt zugute.“
Gaedtke „Für die Außenhaut des MAN Lion’s City haben wir ganz bewusst Glas verwendet. Es ist hochfunktional: Glas trägt zur Karosseriesteifigkeit bei, lässt ein Maximum an Licht in den Innenraum, ist korrosionsbeständig, muss nicht lackiert werden und ist kratzbeständiger als Blech. Die Segmente lassen sich leicht austauschen. Außerdem sieht Glas sehr elegant und futuristisch aus. Es gibt dem Bus einen Eindruck, der an ein modernes Smartphone erinnert.“
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Tool für Entwürfe Ein Designer zeichnet an einer digitalen Skizze für den Concept S. Das Vakuum-Board mit touch-sensitivem Bildschirm ermöglicht ein besonders effizientes Arbeiten in der Designfindungsphase. Durch die unmittelbare digitale Aufbereitung lassen sich Varianten einfach ableiten und Arbeitsschritte rückgängig machen. © MAN
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Zukunftsvision Der Concept S ist eine Designstudie für Trucks von 2004. MAN beschäftigte sich schon früh mit designorientierten Lösungsansätzen für einen widerstandsbedingt reduzierten Kraftstoffverbrauch. Das Fahrzeug ist so gestaltet, dass es 25–30 Prozent weniger Luftwiderstand erzeugt. © MAN
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Eigene Handschrift Ob digital auf einem Vakuum-Board oder mit dem Bleistift – jede Zeichnung entsteht durch Handarbeit. Die Mitarbeiter bringen dabei ihre persönliche Note in den Formfindungsprozess ein. © MAN
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Gute Ideen Diese Zeichnungen sind Key-Sketches zum neuen Tourliner von MAN. Sie entstanden bereits zu Beginn des Projekts und gefielen so gut, dass daraus der Tourliner in der heutigen Form entstanden ist. © MAN
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Aus der Vergangenheit gelernt Busse dieser Art sind heutzutage in Städten wie Riga oder Vilnius im Einsatz. Diese Skizze eines Oberleitungsbusses stammt aus der Vorkriegszeit – aber auch für Lkw könnte diese Beförderungsform einmal Realität werden. Es gibt zum Beispiel in Norddeutschland eine Teststrecke, auf der Trucks auf Oberleitungsautobahnen Güter transportieren. © MAN
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Aus dem Archiv Ein Kunstschatz der MAN-Designgeschichte: Die Skizzen aus den 60er-Jahren zeigen Fronthauben diverser MAN-Fahrzeuge. Besonders gut zu erkennen sind die Designkriterien, die trotz fortwährender Weiterentwicklung die DNA der Marke definieren. Hierzu zählt zum Beispiel der typische „Grill“ an der Fronthaube, der noch immer seine Gültigkeit besitzt. © MAN
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Geübtes Handwerk Auf dieser finalen Modellzeichnung von 1989 ist ein handgezeichneter F 2000 dargestellt. Für eine Zeichnung wie diese benötigte ein geübter Designer mindestens einen Tag. © MAN
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Überzeugender Entwurf Dieses Keyvisual-Rendering von 2011 ist der „Sieger“ von einer Reihe an Entwürfen für den neuen Lion's City. Es entspricht den neuen Designrichtlinien und beschreibt sowohl die Dynamik als auch die Anwendbarkeit eines MAN-Busses. © MAN
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Reisebus-Design Der neue MAN Lion’s Coach in seiner ursprünglichen Form ist auf diesem Rendering zu erkennen. Es beschreibt die Gestaltungsrichtlinien des Fahrzeugs und ist bereits sehr nah an der tatsächlichen Serienausführung orientiert. © MAN
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Science Fiction Auch bei dieser Busstudie handelt es sich um ein visionäres Rendering, bei dem vor allem Tron-Filme als Inspirationsgrundlage dienten. Ob diese Zukunftsmusik bald Wirklichkeit wird? © MAN
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Konzept X Der visionäre Autotransporter mit abstrakter MAN-Löwenschnauze als futuristisch designtes Fahrzeugmerkmal ist das Ergebnis einer Pforzheimer Diplomarbeit, die in Kooperation mit MAN erarbeitet wurde. © MAN
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Visionäre NEOPLAN Studie Das autonom fahrende Transportgespann soll Passagierkabinen oder Warencontainer (hier in Schwarz) aufnehmen, transportieren und am Ziel absetzen. Das Ein- und Aussteigen (bzw. Be- und Entladen) erfolgt dann ohne Transporteinheit, die bereits mit einer neuen Kabine (bzw. einem neuen Container) und sehr hoher Geschwindigkeit unterwegs ist. © MAN
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Der CitE 18 im Einsatz Das fertige Rendering zeigt den anwendungs- und zukunftsorientierten Ansatz eines urbanen und elektrisch betriebenen Lieferfahrzeugs. Die tiefer liegende Kabine ermöglicht dem Fahrer ein besonders einfaches Ein- und Aussteigen. © MAN
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Inspiration In Skizzen wie dieser bringen Designer ihre ersten Ideen auf Papier. Dieser Entwurf zeigt die Anmutungen des CitE 18 schräg von hinten. © MAN
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Verfeinerung In fortgeschrittenen Entwicklungsstadien werden fotorealistische Renderings erstellt. Hier ist die moderne Designlinie des CitE 18 aus einer frontal-schrägen Perspektive abgebildet. Renderings wie dieses hier helfen dem Designer, Ideen zu kommunizieren und in bestimmte Richtungen weiterzuverfolgen. © MAN
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Neueinführung Dieses Rendering zeigt die Funktionalität eines Spiegelersatzsystems und die detailgetreue Darstellung des modernen Assistenzsystems mit mehreren Rückblickkameras. 2020 wird das System erstmalig auf dem Markt als Sonderausstattung an Reisebussen erhältlich sein. © MAN
Schönherr„Fahrzeugelektronik wird immer wichtiger – und damit wächst die Bedeutung der Displays im Cockpit. Die konsistente und bedienfreundliche Gestaltung des User-Interface ist sehr aufwändig. Für jede neue Funktion müssen entsprechende Piktogramme entworfen werden. Jedes Piktogramm muss in seiner Funktion sofort verständlich sein und sich logisch in das gestalterische Gesamtkonzept einfügen.“
Kupitza „Dieser Anspruch gilt natürlich nicht nur für Piktogramme: Jedes Detail des Designs ist ein Botschafter für das ganze Produkt.“
Schönherr „MAN und NEOPLAN stehen für Dynamik und Qualität auf oberstem Niveau. Unsere Produkte beanspruchen technologische Führerschaft. Das drückt sich auch in der Präzision des Designs aus, etwa durch hohe optische Qualität, enge Fugenmaße und Reduktion auf das Wesentliche.“
Koos „Die Designelemente sind nicht beliebig ausgewählt. Sie entwickeln sich aus den Marken Design Criteria sowie in langer Tradition und drücken unsere Markenwerte aus: Kraftvoll, ausdrucksstark und überlegen sind die Attribute, nach denen wir unsere Gestaltung ausrichten.“
Die Designabteilung von MAN hat die Auszeichnung „Team of the Year“ beim Automotive Brand Contest 2018 erhalten. Dieser gilt als der bedeutendste internationale Kreativwettbewerb der Automobilwirtschaft. Er wird jährlich vom Rat für Formgebung (German Design Council) ausgeschrieben. Auch 2019 haben die Gestalter schon Preise gewonnen: Der neue Konzept-Lkw MAN CitE hat den iF Award in Gold gewonnen. Der Stadtbus MAN Lion’s City wurde mit einem iF Award und einem Red Dot Award ausgezeichnet. Zum Designteam von MAN gehören 20 kreative Köpfe.