MAN Truck & Bus

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„Digital crossfunktional: Die Summe aus drei Bereichen ist eben mehr als drei“ 


Die Digitalisierung und Vernetzung von Nutzfahrzeugen ermöglichen völlig neue Services und Geschäftsmodelle – erfordern aber auch eine neue Organisation für deren Entwicklung. MAN hat darum das „Digital Triangle“ aus den Bereichen Sales, R&D und IT etabliert. Im Interview erklären Christoph Herr (Head of Digital Solutions), Stefan Teuchert (Head of Electric/Electronic Systems) und Andre Wehner (Chief Information Officer) die Idee dahinter und welche Vorteile MAN Kunden davon haben. 

Herr Herr, worin unterscheidet sich das Digital Triangle vom bisherigen Entwicklungsprozess bei MAN?

Christoph Herr: Wir standen wie alle unsere Wettbewerber vor der Frage, wie wir an neue Themen herangehen wollen – beispielsweise Digitalisierung, Elektromobilität und autonomes Fahren. Hier sind zunächst zwei Extreme denkbar: die agile Entwicklung in einer separaten Organisation oder die Entwicklung im Rahmen der bestehenden Organisation. Bei MAN haben wir uns für ein hybrides Modell entschieden: Die Bereiche bleiben fest in unserer Organisation verankert, arbeiten aber crossfunktional zusammen. Ganz konkret: Wir sind gerade dabei, ein internationales Netzwerk von „Digital Hubs“ zu etablieren. Man muss sich das wie ein Projekthaus vorstellen, in dem unsere Teams über Abteilungsgrenzen hinweg zusammenarbeiten. So haben wir unweit unseres Werksgeländes in München einen weiteren Hub, ähnlich wie in Pune in Indien und Lissabon in Portugal, eröffnet. Auch hier beschäftigen sich die Mitarbeiter aus verschiedenen Bereichen gemeinsam mit den Zukunftsthemen unserer Branche.   

Herr Teuchert, wie sind die Aufgaben der drei Bereiche dabei verteilt?

Stefan Teuchert: Die Softwareentwicklung wurde in meinem Bereich R&D konsolidiert. Das beinhaltet alle Fahrzeug- und fahrzeugnahe Software. Der IT-Bereich kümmert sich um alles, was eher prozessualen Charakter hat. Und alles rund um den Verkauf und die Marktanforderungen wurde im Vertrieb verankert. Ziel dabei ist, für unsere Kunden einen Mehrwert zu schaffen. Und dieser entsteht am ehesten, wenn alle drei Bereiche in einem Boot sind. Mit Christoph Herr, Andre Wehner und mir hat sich dafür ein Management-Team gefunden, das nicht in Silos denkt. Wir denken stattdessen sehr stark produkt- und kundenorientiert. Das ist ein großer Vorteil. 

Herr Wehner, warum wird das Digital Triangle gerade jetzt etabliert?

Andre Wehner: Über die neuen digitalen Dienste sind wir mittlerweile permanent im Kontakt mit unseren Kunden – und nicht mehr wie früher nur bei der Übergabe des Fahrzeugs oder bei Werkstattbesuchen. Wir sehen durch ihre Interaktion mit unseren Services heute genau und in Echtzeit, wie gut unsere Angebote angenommen werden. Das erfordert entwicklungsseitig neue Fähigkeiten: Wir brauchen Teams, die kontinuierlich zusammenarbeiten und unsere Dienste aufgrund des Kunden-Feedbacks schnell verbessern können. Nur dann werden wir mit unserem Service-Portfolio einen echten Mehrwert für unsere Kunden schaffen können. 

Am Ende ist der Kundennutzen entscheidend. Inwiefern profitieren MAN Kunden vom Digital Triangle?

Andre Wehner: Es stimmt, dass wir eine hundertprozentig kundenfokussierte Ausrichtung brauchen. Dafür schafft das Digital Triangle die optimalen Voraussetzungen: Wir lernen früh die Anforderungen unserer Kunden kennen und können noch schneller auf ihr Feedback reagieren. Das alte „Wasserfall-Modell“ ist in dieser neuen Welt ungeeignet, denn man kann nicht einfach Anforderungen in eine Liste schreiben, die IT entwickeln lassen und dann schauen, was am Ende dabei herauskommt. Die gute Nachricht für unsere Kunden: Wir haben jede Menge Ideen für neue Services, die auf der Basis von Fahrzeugdaten beispielsweise die Wartung optimieren und die Downtime verringern. Und mithilfe des Digital Triangle werden wir sie auch schnell und im Sinne unserer Kunden umsetzen. 

Welche neuen Dienste werden im Rahmen des Digital Triangle gerade entwickelt?

Christoph Herr: Unsere Teams arbeiten beispielsweise an der Weiterentwicklung des MAN eManager. Das ist eine Software, die den Flottenmanagern unter anderem Informationen über den Zustand der Batterie oder die verbleibende Reichweite liefert. Zudem wollen wir die Voraussetzungen dafür schaffen, unsere Fahrzeuge auch online zu verkaufen. Denn wir sind sicher, dass eine neue Generation von Spediteuren großes Interesse an einem solchen Angebot hat. Drittes Beispiel: Wir arbeiten intensiv am weiteren Ausbau von MAN Service Care. Das ist ein Tool für das proaktive Wartungs- und Reparaturmanagement – es erkennt bevorstehende Probleme, sodass unser Pannendienst MAN Mobile24 dem Fahrer unter anderem rechtzeitig den Besuch einer Werkstatt empfehlen kann. Unser Ziel: 100 Prozent Verfügbarkeit der Fahrzeuge. 

Hat das Digital Triangle Ihre Erwartungen bisher erfüllt?

Stefan Teuchert: Es hat sie sogar übererfüllt. In dieser Konstellation verfolgen wir einen sehr kundenorientierten Ansatz, weil das klassische Bereichsdenken fast komplett verschwunden ist. Alles läuft gut und schnell. Und jeder bringt seine jeweiligen Stärken ein: Christoph Herr ist exzellent in den Bereichen Strategie und Vermarktung. Andre Wehners Stärke ist die schnelle und saubere Umsetzung der benötigten IT-Prozesse. Und uns macht kaum jemand bei der Produktentwicklung etwas vor. Jeder trägt also seinen Teil dazu bei, und wenn wir das kombinieren ist die Summe aus drei Bereichen eben mehr als drei.  

Text   Christian Buck
Fotos   MAN

#Digitalisierung#Elektromobilität#Automatisierung
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