MAN Truck & Bus
Im Prinzip wie bei Lego
Intelligentes Stapeln beschleunigt Bauprojekte, sagt Peter Guttenberger, Geschäftsführer der Max Bögl Transport und Geräte GmbH. Wie genau funktioniert das – und wie wünscht er sich dafür den idealen Lkw?
ist Geschäftsführer der Max Bögl Transport und Geräte GmbH. Das international tätige Bauunternehmen verfügt über einen eigenen Fuhrpark mit rund 300 Lastwagen, darunter zahlreiche Zugmaschinen von MAN. Als Vorsitzender des Verbands der Baubranche, Umwelt- und Maschinentechnik (VDBUM) setzt sich Peter Guttenberger für den partnerschaftlichen Dialog zwischen Bauunternehmen und Herstellern von Nutzfahrzeugen ein.
GUTTENBERGER Modulares Bauen bedeutet, dass wir ein Gebäude aus vorgefertigten Bauteilen zusammensetzen – im Prinzip wie bei Lego. Die Baumodule werden in großen Produktionshallen in Serie hergestellt. Dadurch sind wir unabhängig von der Witterung und können schneller bauen. Beim Transport bringt das modulare Bauen allerdings neue Herausforderungen mit sich. Unsere Lastwagen fahren jetzt anstelle von Rohmaterialien fertige Gebäudeelemente zur Baustelle.
GUTTENBERGER So ist es. Je mehr Ladefläche und Nutzlast, desto besser. In vielen Fällen können wir beim modularen Bauen die Höchstlast der Trucks effizienter ausnutzen als früher, selbstverständlich unter Einhaltung der technischen und gesetzlichen Vorgaben. Die standardisierten Bauteile sind so konstruiert, dass sie platzsparend gestapelt werden können.
GUTTENBERGER Genau. Allerdings benötigen wir mehr Großraum- und Schwertransporte, um große Bauelemente – zum Beispiel eine Dachkonstruktion – im Ganzen auf die Baustelle zu bringen. Was zusätzlichen Aufwand für Planungen und Genehmigungen erfordert. Insgesamt gilt für das modulare Bauen, dass der Arbeitsaufwand auf der Baustelle geringer wird, dafür aber der Aufwand für Transporte zunimmt. Umso wichtiger sind Trucks für die Bauindustrie.
GUTTENBERGER Ohne Lkw gibt es keinen Bau. Ich schätze, 95 Prozent der Güter, die auf einer Baustelle benötigt werden – etwa Stein, Gips und Beton – kommen mit dem Lastwagen dorthin. Je nach Einsatzzweck nutzen wir unterschiedliche Anhänger und Aufbauten. Das kann zum Beispiel ein Ladekran, eine Betonmischtrommel, ein Kipper oder ein Planenauflieger sein. Nur in den seltensten Fällen ist es möglich, Baumaterial per Bahn zu transportieren, etwa dann, wenn wir eine Industrieanlage erweitern, die einen eigenen Bahnanschluss hat. Bevor ein Neubau beginnt, müssen wir außerdem den Boden ausheben, eventuell alte Gebäude abreißen und den Abbruch beseitigen. Das geht selbstverständlich nur mithilfe von Trucks.
GUTTENBERGER Eine möglichst hohe Nutzlast, große Ladefläche, Wirtschaftlichkeit und Sicherheit sind für uns die wichtigsten Kriterien. Im Grunde disponieren wir als Bauunternehmen keinen Lkw, sondern einen Auflieger, der leider von einer Zugmaschine gezogen werden muss. Am liebsten wäre es uns, wir bräuchten gar keine Zugmaschine. Der ideale Truck der Zukunft besteht – wie eine fahrerlose U-Bahn – von vorn bis hinten aus einer großen Ladefläche. Fahrer und Fahrerkabine werden nicht mehr benötigt, denn die Ladefläche fährt automatisiert. Sie kann mit weiterem Bauequipment intelligent kommunizieren. Das Be- und Entladen wird automatisiert gesteuert.
GUTTENBERGER Um unseren Fahrern bessere Bedingungen zu bieten, könnte ich mir die Entwicklung einer modularen Fahrerkabine vorstellen, in der Arbeitsbereich und privater Bereich getrennt sind.
GUTTENBERGER So ungefähr. Wir wollen das Investitionsgut Lkw so rentabel wie möglich nutzen und müssen zugleich die Lenk- und Ruhezeiten einhalten. Deshalb setzen wir mehrere Fahrer auf einem Lkw ein. Manchmal übernachten sie im Fahrerhaus. Das wird auch künftig erlaubt sein. Bei den Fahrern ist es allerdings nicht sehr beliebt, dass sie sich Bett und Kühlschrank teilen müssen. Mit einer genormten modularen Kabine, die beim Fahrerwechsel mit getauscht wird, hätte jeder seine persönliche Sphäre.
GUTTENBERGER Weitere Komfortsteigerungen kann ich mir für moderne Zugmaschinen kaum noch vorstellen. Sicher ist aber, dass Wirtschaftlichkeit, Kraftstoffverbrauch, Wartung, Ergonomie und Assistenzsysteme immer wieder ein Stück optimierbar sind. Der Übergang zum autonomen Fahren ist hier bestimmt fließend. Die Entwicklung bleibt also spannend.