MAN Truck & Bus
Der pinkfarbene Lkw mit seinen 480 PS ist ein absoluter Hingucker. „Rollender Workshop für dänische Frauen“ steht in großen weißen Lettern auf dem gebrauchten MAN TGX. Die starke Frau im Truck heißt Jeanne Thylkjær Fjorback, ist 44 Jahre alt und kommt aus einem kleinen Dorf in der Nähe der dänischen Stadt Aarhus. Mit ihren Eigenschaften passt sie perfekt zu MAN: Jeanne ist zielstrebig, zupackend und innovativ. Kein Wunder also, dass man sie in ganz Dänemark als „Handywoman“ kennt. Sie ist die Frau, die als Handwerkerin anpackt und alle Klischees über Männer und Frauen durch einen kräftigen Schlag mit dem Vorschlaghammer zunichtemacht.
Jeanne veranstaltet Kurse für Frauen, die den Umgang mit Werkzeug erlernen wollen. Danach sollen sie autark und selbstbewusst mit der Bohrmaschine, dem Hammer oder dem Schwingschleifer umgehen können. „Frauen sollen nicht mehr abhängig von ihren Männern sein, wenn im Haus mal etwas kaputt geht oder erneuert werden muss“, sagt die temperamentvolle Dänin. „Wer bei mir einen Kurs belegt hat, muss nicht mehr bei Experten nachfragen oder im Internet suchen. Meine Teilnehmerinnen können locker einen tropfenden Wasserhahn reparieren, eine Mischbatterie auswechseln oder ein Regal aufbauen und an der Wand befestigen.“
Früher hat die dänische Unternehmerin ihre Kurse in Kopenhagen und Aarhus gegeben und damit nur eine relativ kleine Zielgruppe erreicht. „Außerdem wurde es mir irgendwann zu teuer, ständig Räumlichkeiten für meine Workshops zu mieten“, sagt Jeanne. Damit ist es nun vorbei: Mit ihrem pinkfarbenen MAN Truck brummt sie jetzt direkt zu ihren Kundinnen und unterrichtet mobil vor Ort.
Frauen sollen nicht mehr abhängig von ihren Männern sein, wenn im Haus mal etwas kaputt geht oder erneuert werden muss. Wer bei mir einen Kurs belegt hat, muss nicht mehr bei Experten nachfragen oder im Internet suchen.
Eine starke Frau – die Highlights von Handywoman und ihrem pinken MAN TGX im Video.
Stolze Besitzerin. Jeanne Thylkjær Fjorback, die in Dänemark als „Handywoman“ bekannt ist, posiert vor ihrem neuen, pink lackierten MAN, den sie 2021 gekauft hat.
Da ist das Ding. Brian Stoltenborg, Sales Executive bei MAN TopUsed (links) und Handywoman holen den pink lackierten MAN TGX im MAN TopUsed Hauptcenter im dänischen Padborg ab. Inklusive Lackierungen und Umbauten an Zugmaschine und Auflieger investierte die Dänin rund 70.000 Euro.
Drei Buchstaben für ein Hallelujah. Das silbern schimmernde, in pink abgesetzte Logo spendierte MAN TopUsed Dänemark der quirligen Dänin.
Handarbeit. Jeanne und ihr Mann Dan, der selbst Handwerker ist und eigentlich nachhaltige Passivhäuser baut, bauen den ehemaligen Kühlzug in eine rollende Werkstatt um. Mit den eigenen vier Händen.
Ich möchte zukünftig die Bohrmaschine halten und nicht immer nur den Staubsauger.
Den MAN TGX hat Jeanne im September 2021 im MAN TopUsed Hauptcenter im dänischen Padborg gekauft. Inklusive Lackierungen und Umbauten an Zugmaschine und Auflieger investierte sie ungefähr 70.000 Euro. „Ich habe einen Freund, der bei MAN arbeitet“, erinnert sie sich. „Ich rief ihn an und sagte ihm: Ich brauche einen Lkw!“ Ein Job für Brian Stoltenborg, Sales Executive bei MAN TopUsed. Er war Jeanne beim Kauf und der Umwandlung des ehemaligen Kühlzugs in eine „rollende Werkstatt“ behilflich. „Ich habe für MAN schon sehr viele Lkw verkauft, aber so eine verrückte Geschichte habe ich noch nie erlebt“, sagt Stoltenborg. „Die Kaufabwicklung lief völlig unkompliziert, und wir haben Jeanne sehr gern bei den geplanten Modifikationen beraten und unterstützt.“
Der Lkw, Baujahr 2016, wurde in der Originalfarbe Rot ausgeliefert. Jeanne ließ das komplette Fahrerhaus in Pink umlackieren – die Farbe, in der Jeanne ihr Unternehmen seit 2015 präsentiert. Hinzu kam das weiße Firmenlogo: ein Stiletto-Absatz und ein Hammer.
Vor ihrer Karriere als „Handywoman“ arbeitete Jeanne Thylkjær Fjorback 18 Jahre lang für eine große dänische Brauerei im Vertrieb, hatte dann aber irgendwann keine Lust mehr. „Ich feierte eine Gartenparty mit meinen Freundinnen und überlegte, wie ein beruflicher Neustart aussehen könnte“, berichtet sie. „Meine Freundinnen sagten, ich solle doch Handwerkerin werden – schließlich hatte ich gerade ein altes Haus aus dem Jahr 1886 in Eigenregie renoviert.“ Kurze Zeit später kündigte Jeanne ihren Job und gründete ihre Firma „Handywoman“.
Frauenpower im Truck. Auf rund 40 Quadratmetern finden seit März 2022 die Handwerkerinnen-Workshops in dem umgebauten Trailer statt. Mini-Küche und WC sind auch an Bord.
Wasserwaage statt Augenmaß. An einer der Stationen lernen die dänischen Ladies, Kleiderhaken und Bilder aufzuhängen. Augenmaß ist gut, Wasserwaage ist besser.
Bohrer Marsch! Auch der Umgang mit dem Akkuschrauber will gelernt sein. Hier übt Nicoline Kjaer Stoltenborg, die Tochter von Brian Stoltenborg, an einer Trockenbauwand. Immer unter der professionellen Aufsicht von Handywoman Jeanne.
Den Auflieger ihres MAN TGX hat Jeanne gemeinsam mit ihrem Mann Dan in eine perfekt ausgestattete Werkstatt mit fünf Arbeitsstationen umgebaut. Selbst eine kleine Küche und ein WC sind an Bord. Der Trailer wirkt mit seinen rund 40 Quadratmetern Fläche wie ein riesiges Wohnmobil mit integrierter Werkstatt. „Mein Papa arbeitet für MAN und erzählte mir von dem pinken Truck und den Workshops. Da war für mich klar: Ich mache da mit“, sagt Teilnehmerin Nicoline Kjaer Stoltenborg. Mitstreiterin Tine Lassen erklärt: „Mein Mann hat mir den Kurs bezahlt. Ich möchte zukünftig die Bohrmaschine halten und nicht immer nur den Staubsauger.“
Rund 600 Frauen kann Jeanne pro Jahr in ihrem Truck handwerklich weiterbilden. 2022 hat sie in 21 dänischen Städten Kurse für Frauen angeboten. Der dreistündige Kurs kostet rund 150 Euro. Männer sind übrigens nicht zugelassen – aber auf besonderen Wunsch würde Jeanne auch einen Kurs für sie anbieten. „Bisher hat sich aber noch kein Mann gemeldet. Wahrscheinlich will keiner zugeben, dass er handwerkliche Defizite hat und noch was lernen kann“, schmunzelt die Dänin.
Selbst ist die Frau: Jeanne verkleidet während des Umbaus die Trailerdecke, ihr Mann Dan schaut zu. So funktioniert das Konzept Handywoman.
Immer den Durchblick behalten. Bei den vielen unterschiedlichen Werkzeugen in den pinken Kisten können die Kursteilnehmerinnen schnell mal den Überblick verlieren. Doch eine exakte Teile-Liste von Handywoman hilft bei der Suche.
Gute Arbeit. Die Bilder hängen passgenau an der Wand, Jeanne ist mit der Arbeit ihrer angehenden Handywomen sehr zufrieden.
Ich nehme an dem Kurs teil, weil ich handwerkliche Dinge im Haus in Zukunft selbst machen will. Dann muss ich nicht immer meinen Mann oder Freunde bitten, mir zu helfen.
Die acht Teilnehmerinnen, die am Workshop Ende November in Haderslev teilnahmen, sind zwischen 18 und 65 Jahre alt und voller Vorfreude auf den Kurs. Pia Jakobsen, mit Akkuschrauber und Wasserwaage bewaffnet, hat klare Ziele: „Ich nehme an dem Kurs teil, weil ich handwerkliche Dinge im Haus in Zukunft selbst machen will. Dann muss ich nicht immer meinen Mann oder Freunde bitten, mir zu helfen. Und das Ganze in einem pinken Truck von MAN zu erlernen, ist besonders cool.“
Nach einer kurzen Einführung bei Kaffee und Tee wird in dem umgebauten Trailer des MAN TGX konzentriert drei Stunden an verschiedenen Stationen gearbeitet. Zu den Aufgaben gehört das Auswechseln von Wasserhähnen, das Anbringen von Lampen und anschließende Anschließen ans Stromnetz sowie das Bohren von Löchern in eine Trockenbauwand – um mithilfe von Dübeln, Schrauben und einer Wasserwaage Bilder und Kleiderhaken gerade aufzuhängen . Außerdem gibt es von Handywoman Jeanne einen Crashkurs über diverse Schraubenarten und die dafür benötigten Werkzeuge.
Acht frischgebackene Handywomen. Nach rund dreieinhalb Stunden harter Arbeit hängen alle Bilder und Kleiderhaken, brennen alle Lampen und sind alle Wasserhähne montiert. Dafür gibt es von Handywoman für alle Teilnehmerinnen ein – natürlich pinkes – Zertifikat.
Welcome Ladies. Rund 600 Frauen konnte Handywoman 2022 in ihrem Truck begrüßen. In 25 dänischen Städten war die Powerfrau mit ihren Workshops unterwegs.
Rollende Werkstatt. Auch 2023 wird Jeanne Thylkjær Fjorback wieder mit ihrem pinken MAN TGX durch Dänemark fahren und viele dänische Frauen zu glücklichen Hobby-Handwerkerinnen ausbilden.
Nach intensivem Bohren, Hämmern und Schrauben ist die Arbeit schließlich getan. Die Bilder hängen schön gerade an der Wand, alle Lampen leuchten, die Wasserhähne tropfen nicht – und die Stimmung ist prima. Zum Abschluss gibt es für alle Teilnehmerinnen ein Glas Sekt und – viel wichtiger – eine Urkunde über den bestandenen Workshop. Die acht Däninnen sind jetzt zertifizierte „Handywomen“.
Jeanne wird mit ihrem MAN-Lkw auch 2023 wieder voll durchstarten. Einziger Haken: Sie hat noch keinen Lkw-Führerschein. Doch ihr Mann Dan – selbst ein Handwerker, der mit seiner Firma nachhaltige Passivhäuser baut – fährt sie zu den Terminen. „Ich bin wie Pippi
Langstrumpf!“, sagt Jeanne abschließend. „Es gibt nichts, wovor ich Angst habe. Wenn ich eine Idee habe und mir etwas gefällt, dann mache ich es einfach.“ Und wie Astrid Lindgrens Figur weiß sie: „Das habe ich noch nie versucht, also bin ich völlig sicher, dass ich es schaffe.“ Mit Sicherheit auch bald den Lkw-Führerschein.
Es gibt nichts, wovor ich Angst habe. Wenn ich eine Idee habe und mir etwas gefällt, dann mache ich es einfach.