MAN Truck & Bus

Portrait von Dr. Roman Hilgers, der in die Kamera lacht.

MAN nachhaltig für die Zukunft aufstellen

Im Gespräch mit Dr. Roman Hilgers

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Nachhaltigkeit steht im Zentrum der neuen Strategie von MAN. Sie soll das Unternehmen robust aufstellen und für die Zukunft wappnen. Was bedeutet das für Beschäftigte, Kunden und Lieferanten? MAN-Strategiechef Dr. Roman Hilgers beantwortet die wichtigsten Fragen.

Die neue Strategie trägt den Namen NewMAN. Was sind die wesentlichen Aussagen der Strategie?

Hilgers Oberstes Ziel ist, das Geschäft unserer Kunden einfacher zu machen – und zwar durch führende, nachhaltige Lösungen. Wir setzen auf smarte und innovative Angebote für Digitalisierung, Zero Emission, und autonomes Fahren. Wir stellen uns robust auf, um gegen verschärften Wettbewerb und Krisen gewappnet zu sein und die finanzielle Basis für Investitionen in die Zukunft sicherzustellen. Um all das zu schaffen, müssen wir als starkes Team agieren.

Warum ist Nachhaltigkeit so wichtig?

Hilgers Wir wollen unserer gesellschaflichen Verantwortung gerecht werden und sehen Nachhaltigkeit als Kernelement, um im globalen Wettbewerb zu bestehen. Deshalb verankern wir das Thema sehr bewusst im Selbstverständnis unseres Unternehmens.

Reagieren Sie damit auch auf politischen Druck?

Hilgers Die Politik schafft den rechtlichen Rahmen für unser Geschäft und auch für das Thema Nachhaltigkeit. Unsere Nachhaltigkeitsstrategie geht aber in vielen Bereichen über die gesetzlichen Vorgaben hinaus, indem wir zum Beispiel die Dekarbonisierung entlang der gesamten Wertschöpfungskette berücksichtigen. Mehr denn je ist die Politik gefordert, den Wandel zur Nachhaltigkeit zu gestalten und zu beschleunigen. Ein Beispiel ist der Ausbau der Ladeinfrastruktur und die Umstellung auf erneuerbare Energien. Sie sind ein wesentlicher Faktor, um das Potenzial von elektrisch betriebenen Lkw und Bussen auszuschöpfen.

Sind Ökologie und Ökonomie nicht ein Widerspruch?

Hilgers Auf keinen Fall. Ökologie und Ökonomie sind kein Widerspruch, sie sind eng miteinander verwoben. Ein Beispiel: Das Thema Klimaschutz gewinnt immer mehr an Relevanz, auch bei unseren Kunden im traditionell sehr kostenbewussten B2B-Bereich. So steigt die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen. Diese reduzieren aber nicht nur CO2-Emissionen, sondern werden zukünftig auch aus Gesamtkostenperspektive attraktiver als Verbrennerfahrzeuge für den Kunden sein.

Umfasst Nachhaltigkeit für MAN nur ökologische Kriterien?

Hilgers Nein. Obwohl Dekarbonisierung für Nutzfahrzeughersteller ein Fokusthema ist, hat der Begriff noch mehr Dimensionen. Wir treiben neben ökologischen auch soziale Aspekte voran sowie die Grundsätze guter Unternehmensführung. Diese sogenannten ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) sehen wir als eine Einheit.

Seit wann engagiert sich MAN in Sachen Nachhaltigkeit?

Hilgers MAN engagiert sich bereits seit vielen Jahren für gesellschaftliche Zwecke und Klimaschutz. Aber heute betrachten wir das Thema ganzheitlicher und enger verzahnt mit unserer Unternehmensstrategie. Die Leitlinien des UN Global Compact helfen uns dabei, Nachhaltigkeit strategisch zu verankern und zu gestalten.

Der Klimaschutz ist ein Hauptaspekt Ihrer Strategie. Welche Ziele zur Dekarbonisierung haben sie sich gesetzt?

Hilgers Wir sind 2021 der Science Based Targets Initiative (SBTi) beigetreten. Durch unsere Mitgliedschaft verpflichten wir uns, verbindliche, wissenschaftsbasierte Ziele zu definieren, um den klimaschädlichen Treibhausgasausstoß im Einklang mit dem Pariser Abkommen von 2015 zu vermindern. Unsere Ziele werden wir 2022 bekannt geben, nachdem die SBTi sie validiert hat.

Was genau tut MAN schon heute, um die Treibhausgasemissionen des Unternehmens zu senken?

Hilgers Wir vermindern den Ausstoß entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Das betrifft zum einen direkte Emissionen unseres Unternehmens, die zum Beispiel in der Produktion anfallen. Durch die Nutzung erneuerbarer Energiequellen, einer Modernisierung der Energieversorgung sowie Effizienzmaßnahmen haben wir 2019 eine CO2-Menge von 123.500 Tonnen gegenüber 2008 eingespart. Das entspricht dem Fußabdruck einer Kleinstadt. Wir vermindern aber auch die indirekten Emissionen, die beispielsweise in der Nutzung unserer Fahrzeuge beim Kunden anfallen. Dazu bieten wir z.B. zunehmend effizientere Motoren an sowie einen vollektrischen Stadtbus und Transporter in Serie. Weitere E-Modelle folgen.

Welche Folgen ergeben sich für Ihre Produktionsstandorte?

Hilgers Wir streben bis 2030 eine bilanziell CO2-neutrale Produktion an. Das heißt, wir werden die beschriebenen Maßnahmen zur Emissionsreduktion fortführen und ausbauen, und so unsere bestehenden Produktionsstandorte zunehmend nachhaltig aufstellen.

Welche Rolle spielen Energieversorger und Zulieferer?

Hilgers Sie sind wesentliche Partner, um die indirekten Emissionen von MAN zu senken. Deshalb stehen wir im engen Austausch mit ihnen, um gemeinsame Wege für den Klimaschutz zu finden. So haben wir Kriterien definiert, die unsere Zulieferer erfüllen müssen. Was die Energieversorger betrifft, setzen wir künftig klar auf erneuerbaren Strom.

Welches sind die nächsten Etappenziele für die Nachhaltigkeitsstrategie von MAN?

Hilgers Wir werden bis Ende des Jahres unsere Dekarbonisierungsziele definieren und bei der SBTi einreichen – anschließend werden wir die geplanten Maßnahmen auf den Weg bringen bzw. weiter ausbauen. Nächstes Jahr werden wir außerdem die Überarbeitung der Nachhaltigkeitsstrategie im umfassenden ESG-Sinne abschließen.

Wie wirkt sich NewMAN auf das Produktangebot aus?

Hilgers Neben der Umstellung des Antriebsstrangs werden unsere Fahrzeuge zunehmend digitalisiert und automatisiert. Daraus ergeben sich – neben der Elektrifizierung – weitere Potenziale zur CO2-Reduktion, zum Beispiel durch optimierte Routenführung. Darüber hinaus werden wir integrierte Lösungen für unsere Kunden anbieten, die über das Fahrzeug hinausgehen und etwa die Umstellung zur E-Mobilität für unsere Kunden vereinfachen. In Summe sehen wir in der Weiterentwicklung des Produktangebots basierend auf der NewMAN Strategie eine große Chance für die MAN.


Zur Person

Dr. Roman Hilgers studierte in Karlsruhe, Adelaide sowie Buenos Aires und machte einen Abschluss als Wirtschaftsingenieur. Er arbeitete anschließend sechs Jahre als Berater bei der Boston Consulting Group. Im Jahr 2016 wechselte er zu MAN und ist dort aktuell als Head of Strategy and Sustainability tätig.

Interview   Heimo Fischer
Fotos   MAN

#Nachhaltigkeit#Unternehmen#CorporateResponsibility
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