MAN Truck & Bus

Wir halten das Leben am Laufen

Christina Scheib, 37, ist Fernfahrerin aus Leidenschaft. Im Interview erklärt sie, weshalb sie den schönsten Beruf der Welt hat.

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Christina Scheib ist Berufskraftfahrerin, Frauenbotschafterin des Bundesverbands Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL), selbst fahrende Unternehmerin und Eishockey-Fan. 

Sie haben eine Ausbildung als medizinische Fachangestellte, arbeiten aber als Fernfahrerin. Wie kam es zum Spurwechsel?

CHRISTINA SCHEIB Es war immer schon mein Traum, einen Truck zu fahren. Als ich ein Kind war, fuhr regelmäßig ein Kieslaster durch den Ort. Das hat mich fasziniert, außerdem winkte mir der Fahrer immer so nett zu. Letztlich war es aber Zufall, dass ich einen Lkw-Führerschein gemacht habe: Ich wohnte während meiner Ausbildung zur Untermiete. Die Vermieter hatten ein Abschleppunternehmen, und ich fuhr ihre kleinen Abschleppwagen auf Minijob-Basis. So bin ich ins Fahren hineingewachsen und wollte irgendwann mehr. 

Was heißt „mehr“?

CHRISTINA SCHEIB Den Lkw-Führerschein machen, um Sattelschlepper im Fernverkehr fahren zu können. 2011 war es so weit. 

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Engagiert: Christina Scheib diskutiert bei einem MAN Workshop mit anderen Fahrerinnen über die besonderen Anforderungen von Frauen an einen Truck. 

Haben Sie gleich komplett umgesattelt?

CHRISTINA SCHEIB Eine Zeit lang arbeitete ich weiter als Arzthelferin und bin nebenbei Lkw gefahren. Als ich ein Jobangebot aus der Speditionsbranche bekam, war die Entscheidung klar. Ich wollte raus, ich wollte etwas sehen! Also wurde ich Fernfahrerin. 

Wie war es am Anfang?

CHRISTINA SCHEIB Einen großen Lkw zu fahren, ist anfangs etwas seltsam. Darum muss man mutig sein. Außerdem hilft mir das Bewusstsein, dass nicht jeder Tag gleich ist. Das nimmt den Druck. Wenn ich zum Beispiel mal nicht so gut an die Rampe fahre, wie ich es normalerweise mache, nenne ich das einen Bad Ramp Day. Ich weiß, dass ich fahren kann – aber es kann auch mal einen Tag geben, an dem ich selbst einen Pkw nicht vernünftig einparke. Kann passieren. 

Mit Ihrem Beruf haben Sie sich in eine Männerdomäne begeben …

CHRISTINA SCHEIB … und damit muss man umgehen können. Der Umgangston ist anders, rauer. Außerdem sind wir Frauen immer wieder sexuell anzüglichen Sprüchen ausgesetzt.  

Dennoch reizt Sie das Fahren?

CHRISTINA SCHEIB Ja, denn Fahren ist Freiheit. Kein Tag ist wie der andere. Auch wenn ich schon viele Male über den Brenner gefahren bin, ist der Himmel doch immer anders. Das Licht ist überall unterschiedlich. Du hast jeden Tag andere Situationen, anderes Wetter, eine andere Ladung. Du weißt auch nicht immer, ob du am Rastplatz übernachten kannst und wie dort die sanitären Bedingungen sind. Damit muss man zurechtkommen. 

Wie ist der Zusammenhalt unterwegs?

CHRISTINA SCHEIB Wenn ich in Italien bin, treffe ich mich schon mal abends im Ristorante mit anderen Fahrern. Über Handy und Social Media weiß ich immer, wenn ein bekanntes Gesicht in der Nähe ist. Wir tauschen uns untereinander aus, geben Tipps weiter. Und wenn ich auf Tour übernachte, parke ich möglichst in der Nähe anderer Lkw; das gibt mir Sicherheit. 

Fernfahren ist kein familienfreundlicher Beruf …

CHRISTINA SCHEIB Das stimmt – und das macht die Entscheidung für viele Frauen schwer. Das ist beim Nah- und Werksverkehr anders. Da schläft man zu Hause, kann auch besser zur Toilette gehen und sieht Mann und Kinder regelmäßig.  

Warum sollten überhaupt mehr Frauen Fahrerinnen werden?

CHRISTINA SCHEIB Weil es einer der wichtigsten Berufe ist. Wir halten das Leben am Laufen. Das ist etwas, was Frauen gut können.  

Was würden Sie sich wünschen?

CHRISTINA SCHEIB Dass sich das Image unseres Berufs verbessert. Während der Pandemie galten wir als systemrelevant. Heute werden wir wieder angehupt, wenn wir aus Sicht der Autofahrer den Verkehr blockieren. Die Leute machen sich keine Gedanken darüber, wie Lebensmittel, Toilettenpapier oder Medikamente in die Läden kommen. Lkw-Fahrer fahren ja nicht aus reinem Spaß an der Freude. Es ist ihr Beruf, den Menschen die Ware zu bringen, die sie dann konsumieren. 

Seit ein paar Wochen fahren Sie einen MAN Truck. Worauf kam es Ihnen bei der Wahl an?

CHRISTINA SCHEIB Auf die Sicherheit, eine qualitativ hohe Ausstattung und den Preis. Für mich zählt, dass ich Platz habe – denn als Berufskraftfahrer wohnst du im Cockpit. Mir ist wichtig, dass viel Stauraum vorhanden ist, denn wir Frauen nehmen mehr Sachen mit als Männer. Und die Optik muss auch stimmen … 

Text   Anke Kotte
Fotos   Lara Freiburger

#Kundenservice#Lkw#Fernverkehr
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