MAN Truck & Bus
Zur Diskussion gestellt Zwischenergebnisse müssen auch immer wieder überprüft werden.
Beständig ist nur der Wandel. Daher ist es wichtig, die Weichen für eine Zukunft voller Chancen bereits früh zu stellen. Ein Thema, das auch Logistiker beschäftigt. Schließlich müssen immer dichter besiedelte Lebensräume versorgt werden, ohne dass die Lebensqualität der Bürger etwa durch Feinstaub- und Stickoxidemissionen beeinträchtigt wird. Kein leichtes Unterfangen angesichts von Jahrhundertaufgaben wie Verstädterung, Mobilitätswandel und Energiewende. Kluge Konzepte müssen her, die ein harmonisches Zusammenspiel von Citylogistik und Stadtleben zulassen. Damit stehen nicht nur Wirtschaft, sondern auch Kommunen und Bürger gleichermaßen vor immensen Herausforderungen.
Weil diese nur gemeinsam gemeistert werden können, erhielten über 30 Teilnehmer mehrerer Co-Creation-Workshops, bestehend aus Bürgern, politischen Entscheidern und Experten, von Volkswagen Nutzfahrzeuge und MAN Truck & Bus die Aufgabe, Entwürfe für das Jahr 2030 auszuarbeiten. Das Ergebnis ist die Studie „What Cities Want“ – vier spannende Szenarien, wie die Logistik der Zukunft umwelt-, kunden- und energiefreundlich gestaltet werden kann.
Dass bei der Umsetzung auch die Wirtschaft gefragt ist, weiß Joachim Drees, Vorstandsvorsitzender von MAN Truck & Bus. „Als Hersteller ist es unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, den Transport von Menschen und Gütern nachhaltiger zu gestalten“, erklärt Drees. Gerade im Güterverkehr werde deshalb derzeit an verschiedenen Themen gearbeitet. Ein Beispiel ist die herstellerunabhängige und cloudbasierte Plattform Loadfox. Sie sorgt dafür, dass Akteure im Logistik-Ökosystem stets miteinander vernetzt sind. „Damit ist der Warenstrom erstmals wirklich transparent“, sagt Drees. „So erhöhen wir mit dem Dienst die Auslastung der Lkw und vermeiden Leerfahrten.“ Doch auch im Personenverkehr steht die Reduzierung des Verkehrs im Vordergrund. „Als Bushersteller halten wir den Bus für eines der effizientesten Transportmittel und bauen das Angebot mit attraktiven Produkten und Konzepten aus.“
Raum und Zeit für Kreativität In mehreren Co-Creation-Workshops entstehen Szenarien für den Transport auf der letzten Meile.
Gute Ideen stehen jedenfalls schon mal zur Debatte. So handelt das erste Szenario aus der Studie von der kommunalen Verwaltung der Zustellung, die den Lieferverkehr durch einen städtischen Logistikservice regelt. In diesem Fall wird die Konkurrenz von Paketdiensten abgeschafft und die Logistik zur öffentlichen Aufgabe, ähnlich wie Stromversorgung und Stadtreinigung. Bevor Lieferungen ihren Bestimmungsort erreichen, werden sie zuerst an „Maxilogistikzentren“ geschickt und mithilfe von Funkchips nach Stadtteilen und Stra.enzügen sortiert. Die Auslieferung erfolgt dann mit einem elektrisch betriebenen, voll beladenen Lieferfahrzeug. Da in diesem Szenario bereits etablierte Technik zum Einsatz kommt, könnte die Umsetzung schnell und verhältnismäßig kostengünstig geschehen.
Im zweiten Szenario der Studie steht die Bürgeraktivität im Vordergrund. Dafür setzen Städte Anreize, damit Einkäufer und Lieferanten zusammenwirken – etwa über höhere Steuern für unkooperative Lieferdienste oder über Belohnungen, wenn Bürger bewusst gesammelt bestellen. Ist das getan, beliefern kooperative Zusteller in den Stadtteilen gelegene Minizentren, von wo aus die Waren per E-Bike zum Empfänger gebracht oder selbst abgeholt werden können. Clever: So werden bereits bestehende Ressourcen genutzt, und kleine Lösungen wie Minihubs und Lastenfahrräder kommen vermehrt zum Einsatz.
Als Hersteller ist es unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, den Transport von Menschen und Gütern nachhaltiger zu gestalten.
Ideen visualisieren Zeichnungen dienen dazu, Ideen zur Zukunft des Stadtverkehrs greifbarer zu machen.
in Deutschland leben 2030 in Städten. Weltweit wird der Anteil 60 Prozent betragen.
0 Prozent des Umsatzes
im E-Commerce 2017 in Deutschland kamen aus Kommunen mit weniger als 50 000 Einwohnern. Online-Shopping ist gerade in kleinen Städten wichtig.
Spannend ist auch der dritte Zukunftsentwurf, der den Personen- mit dem Warenverkehr kombiniert: Städte und Gemeinden schließen sich zusammen und beauftragen Nutzfahrzeughersteller damit, ihnen eine Lösung und neue Fahrzeuge zu liefern. Diese verbessern schließlich den öffentlichen Personen- und Warenverkehr, indem sie beide Angebote verbinden. So könnten autonom fahrende Nahverkehrsfahrzeuge auch für den Warenverkehr eingesetzt werden. Die Pakete werden dann blitzschnell automatisch ausgeladen, sobald das Fahrzeug ein Zwischenlager erreicht. Von dort nehmen Paketdienstleister die Auslieferung zum Empfänger vor. Praktisch ist dabei, dass so der öffentliche Personenverkehr ausgebaut werden kann, da die Fahrzeuge öfter fahren und mehr Fläche abdecken. Und auch private Einkäufe müssen dabei nicht mehr unbedingt nach Hause getragen werden, sondern können an den Haltestellen ins System „eingeschleust“ werden und landen so beim Empfänger.
Wirklich futuristisch geht es im vierten Szenario zu: Personen- und Warenströme werden unterirdisch geleitet und verschwinden von der Oberfläche. Herzstück ist das U-Bahn-System einer Stadt, das von einem Zentralamt betrieben und weiter ausgebaut wird. So werden Lieferungen zur nächstgelegenen U-Bahn-Station oder sogar in die Keller der Empfänger transportiert, wo sie abgeholt werden. Auf der Oberfläche wird es ruhiger: Busse werden abgeschafft, Fahrrädern, E-Bikes und einigen privaten Taxis gehören die Straßen. Radikal: ja, umsetzbar: eher fraglich.
Dennoch zeigen die ausgearbeiteten Szenarien, wie viel Teamwork und unterschiedliche Denkrichtungen bewegen können. Und wie notwendig das Zusammen bei der Umsetzung für eine bessere Zukunft ist. „Ich selbst lebe gern in der Stadt und genieße ihre Möglichkeiten“, so Drees. „Und genau das zeigt die Studie: dass es – bei allen Herausforderungen – sehr attraktiv ist, in der Stadt zu leben.“