MAN Truck & Bus

Der MAN TGS Agrar-Truck auf dem ZuckerrübenfeldAnton Wenhart und Christian Faltlhauser vor dem MAN TGS Agrar-Truck

Von der Rübe zum Zucker

Share:

Im September beginnt in Deutschland die Zuckerrübenzeit. Dann herrscht auch im führenden Anbaugebiet Bayern bis Januar der Ausnahmezustand. 24 Stunden am Tag befördern Kraftfahrer wie Christian Faltlhauser die Ernte in die Werke. Der MAN TGS Agrar-Truck beweist sich währenddessen als ausdauerndes Kraftpaket. Eine Reportage über die süße Seite der Landwirtschaft.

Das Gelände der Südzuckerfabrik mit Schornsteinen im Hintergrund
Roter Pfeil nach rechts

Südzucker in Rain am Lech Hierher liefern alle Landwirte, die zwischen Erding, Ulm und Regensburg Zuckerrüben anbauen. 

Am Horizont spucken Schornsteine weiße Wolken in den strahlend-blauen Himmel. „Dort müssen wir hin“, nickt Christian Faltlhauser und lächelt, während er am Steuer eines vollbeladenen Lkw sitzt. Der 51-Jährige ist selbst Landwirt und transportiert Zuckerrüben für einen Zusammenschluss von Bauern. Von September bis Mitte Januar, so lange dauert die Kampagne der Zuckerrüben, pendelt er zwischen den Feldern der Landwirte und den Südzuckerfabriken hin und her. Mit dem MAN TGS Agrar-Truck bewegt er die tonnenschwere Ernte mühelos vom Feld zur 120 Kilometer entfernten Zuckerfabrik. Heute ist die letzte Miete aus Erding an der Reihe.

Mit fast dreißig Zuckerfabriken ist die Südzucker AG der größte Zuckerhersteller in Europa. Eine von ihnen steht in Rain am Lech. Hierher liefern alle Landwirte, die zwischen Erding, Ulm und Regensburg Zuckerrüben anbauen. Über 70 Lastwagen rotieren während der Kampagne zwischen den Feldern und dem Werk – 24 Stunden, sechs Tage die Woche. Bis zu 750 Ladungen Zuckerrüben kommen pro Tag so in der Fabrik in Rain am Lech an. Binnen zwölf Stunden entsteht danach aus der Rübe das beliebte Süßungsmittel. Doch die Reise der weißen Kristalle beginnt noch viel früher.

Zuverlässiges Kraftpaket

Als die altbayerische Herzogstadt Erding noch schläft, begrüßt Faltlhauser seine Kollegen Anton Wenhart und Franz Eder auf dem Feld von Landwirt Anton Reich. Die ersten Sonnenstrahlen blitzen am Horizont auf. Die Luft ist klar. Seit November liegen die süßen Knollen hier als sogenannte Miete. Bei dieser speziellen Lagerform werden die Knollen auf dem Boden aufgeschüttet und warten auf ihre Verladung. Dafür ist Anton Wenhart zuständig. Seit 1992 steuert er die Verlademaus, so nennen Landwirte die Maschine liebevoll, mit der Zuckerrüben gereinigt und in den Lkw-Aufbau transportiert werden. Faltlhauser parkt den MAN TGS parallel dazu, Franz Eder ist mit dem nächsten MAN Agrar-Truck direkt dahinter. Lautes Rattern unterbricht die Stille des Morgens. 

Zentimeter für Zentimeter schiebt sich die Verlademaus unter den Rübenhaufen. Die Rüben tanzen auf den sich drehenden Metallwalzen auf und ab, Erdreste rieseln hinunter, bis die braunen Wurzeln mit einem dumpfen Plumps in den Lkw-Aufbau fallen. „Je weniger Erde im Lkw landet, desto mehr Ernte können die Fahrer pro Verladung transportieren“, erklärt Martin Haindl, Geschäftsführer des Maschinen- und Betriebshilfsrings Erding e.V. 120 Zuckerrübenanbauer haben sich in einer Maschinengemeinschaft zusammengetan und teilen sich seit fast 28 Jahren sechs MAN-Agrar-Trucks und die Verlademaus. „So werden die Fahrzeuge und Maschinen optimal ausgenutzt und die Landwirte können sich die Anschaffungskosten der Geräte teilen“, sagt Haindl. „In der fünfmonatigen Kampagne fahren wir mit jedem Lkw circa 110.000 Kilometer“, ergänzt Faltlhauser, der als Cheffahrer die Wartung von zwei der sechs MAN-Trucks übernimmt. Einige der Fahrzeuge erleben ihre zehnte Kampagne und fahren trotz der hohen Auslastung immer noch zuverlässig. Deshalb entschieden sich die Landwirte auch 2017 wieder für einen MAN TGS, mit dem Faltlhauser heute die dritte Kampagne beendet.

Für die größtmögliche Nutzlast ist der MAN-Agrar-Truck besonders leicht gebaut – ohne Schlafkabine und mit kleinerem Tank. Breite Reifen schonen den Boden und ermöglichen gleichzeitig, die Ladung auch auf feuchten Ackerflächen sicher zu manövrieren. Dafür sorgt unter anderem seine Kraft: Mit 450 PS zieht der MAN TGS den vollbeladenen Aufbau mühelos hinter sich her. „Dadurch bewältigen wir die Transporte mit minimaler Emission und bester Energieeffizienz“, erklärt Haindl. Der leichte Alu-Aufbau sorgt außerdem dafür, dass je Fuhre ca. zwei Tonnen mehr Rüben pro Fuhre transportiert werden können.

0 Kilogramm Zuckerrüben

sind nötig, um ein Kilogramm Kristallzucker herzustellen. Die Herstellung dauert circa zwölf Stunden, von der Anlieferung bis zum fertigen Produkt.


 

0 Tonnen Zuckerrüben

verarbeitet das Südzucker-Werk Rain am Lech jeden Tag. Das sind 500 Tonnen pro Stunde.


 

0 Lkw-Ladungen Zuckerrüben

empfängt das Werk in Hochphasen täglich. Dazu rotieren circa über 70 Lkw zwischen Feld und Werk.


 

Bereits vor der Saison planen die Cheffahrer die Koordination der Fahrzeuge und Abholungen. Mehr als siebzig Landwirte transportieren die Rüben in drei Schichten am Tag zur Zuckerfabrik. Wo früher mit Zettel und Stift gearbeitet wurde, erleichtert heute ein digitales System die Arbeit. Mit dem „farmpilot“, das die Südzucker AG allen Zuckerrübenfahrern zur Verfügung stellt, kann Faltlhauser die Routen auf dem Tablet im Lkw einsehen. Auch für die Landwirte hat das System Vorteile: Sie wissen, wann die Fahrer ihre Ernte verladen und können in Echtzeit verfolgen, wie viel sie bei der Entladung im Werk wiegt. 

Die Entladung kann beginnen

Der weiße MAN TGS biegt um die Ecke und steuert auf den Eingang der Südzuckerfabrik zu. Knapp 120 Kilometer hat Christian Faltlhauser nun zurückgelegt, am Flughafen in München vorbei, Richtung Donauwörth bis Rain am Lech. Ein süßer, erdiger Geruch liegt in der Luft. Der Fahrer begrüßt die Pförtnerin, sie lächelt und winkt ihn zum ersten Stopp im Werk durch: der Waage. Der Monitor der Waage zeigt 40.340 Kilogramm. Mit dem Transponder im Fahrerhaus bestätigt er das Gesamtgewicht des beladenen Trucks und fährt zur nächsten Station. Auf einer Anhöhe ein paar Meter weiter warten bereits zwei Mitarbeiter auf die nächste Lieferung. Halten, warten, und sobald das Licht auf Grün springt, weiterfahren. In der Zwischenzeit entnehmen die Mitarbeiter eine Probe und testen den Zuckergehalt der Rüben. Auch diese Daten werden im „farmpilot“ festgehalten. 

Nächste Station: die Entladung. Doch bevor die Nassentladung beginnen kann, steigt Faltlhauser aus, öffnet die Verriegelung einer Klappe in der Seitenwand und steigt wieder ein. Jetzt kann es losgehen. Ein Rohr schwenkt über die geladenen Zuckerrüben, Wasser spritzt mit hohem Druck hinaus und drückt die Knollen aus der Klappe. Eine nach der anderen schießt mit lautem Gepolter heraus und in einen Schacht voll Wasser.

Wie aus der Rübe Zucker wird

Von hier aus transportiert ein Förderband die frisch gewaschene Rübe auf den riesigen Lagerplatz oder direkt ins Werk. Im Werk zerteilt die Schneidemaschine die Rüben in Sticks – ähnlich groß wie Pommes – bevor sie im Extraktionsturm mit Wasser erhitzt werden. „Durch die Hitze platzen die Zellen der Rüben und der Zuckersaft tritt aus“, erklärt Martin Heidrich, Rohstoffkoordination Bayern der Südzucker AG in Rain am Lech. Eine Presse bringt den festen Teil, das Fleisch der Rübe, in Form. Die getrockneten Schnetzel dienen später als Viehfutter. Der flüssige Teil wandert weiter, wird mit Kalk gereinigt und mit Dampf eingedickt, bis aus dem Klarsaft Zuckerrübensirup entsteht. 

Ein Förderband transportiert frisch gewaschene Zuckerrüben bei Südzucker
Roter Pfeil nach rechts

Im Akkord Ein Förderband transportiert die frisch gewaschenen Rüben auf den riesigen Lagerplatz oder direkt ins Werk.

„Durch die Hitze platzen die Zellen der Rüben und der Zuckersaft tritt aus.“

Martin Heidrich 
Stellvertretender Abteilungsleiter bei Südzucker in Rain am Lech

„Im Kochbehälter dickt der Sirup weiter ein, bis der Kristallisationspunkt erreicht ist“, so Heidrich. Danach ist die Konzentration des Zuckers im Sirup so stark, dass sich die Kristalle von allein bilden. Der gesamte Prozess geschieht ohne Zugabe von Chemikalien. Bevor der fertige Zucker im Silo abkühlen kann, werden die Kristalle nur noch gereinigt und getrocknet. Von dort geht der fertige Zucker direkt zur Weiterverarbeitung zu Getränkeherstellern, Molkereien und Bäckereien oder wird für den Einzelhandel abgepackt.

Wenn die letzte Rübe im Wasserschacht schwimmt, ist Faltlhausers Arbeit fast getan. Jetzt noch die Frontscheibe und die Spiegel reinigen und auf zur letzten Station. Auf der Waage bestätigt Faltlhauser erneut das Gesamtgewicht. Dieses Mal jedoch ohne die Rüben im Gepäck: 12.600 Kilogramm. Fast dreißig Tonnen hat er an diesem Januarmorgen zur Südzuckerfabrik nach Rain am Lech transportiert. Faltlhauser fährt los, zurück nach Erding, lässt die Fabrik hinter sich und sieht im Seitenspiegel die Wolken aus dem Schornstein aufsteigen. In einigen Monaten ist er wieder hier – zur nächsten Kampagne – und liefert mit dem MAN TGS den Grundstein für die süßen Kristalle. 

Text   Tanita Hecking
Fotos   Marian Lenhard

#Landwirtschaft#Lkw#TGS

Weitere Artikel

Schwarzer Pfeil nach oben