MAN Truck & Bus
Ein starkes Team Fred Franken und Peter Mahlstedt sind die Gründer von HafenCity RiverBus.
Es ist ein kalter Wintertag in Hamburg. Graue Wolkenfelder überdecken den Himmel, immer wieder verirren sich Schneeflocken im Wind und platschen nach ihrer langen Reise nass auf die Straße. Auf der Brooktorkai-Brücke hat sich eine Traube von Menschen versammelt. Eingepackt in dicke Winterjacken reiben sie die kalten Hände aneinander und warten. An einer besonderen Haltestelle, auf die neueste Touristenattraktion Hamburgs.
„HAFENCITY RIVERBUS“ steht in großen Lettern auf dem Haltestellenschild, das zunächst wirkt wie ein normales Schild des Hamburger Verkehrsverbunds. Doch das Gefährt, das sich kurze Zeit später nähert, ist alles andere als gewöhnlich: Unten hat es die Form eines Schiffes, oben die Gestalt eines Busses. Ein Rettungsreifen hängt am Heck. Der HafenCity RiverBus ist ein Amphibienfahrzeug, das sich zu Land und zu Wasser bewegt, gebaut auf einem MAN Lkw-Chassis. Seine Erfinder Fred Franken und Peter alias „Fiete“ Mahlstedt starteten im Frühjahr 2016 mit ihrer Unternehmung. Seither bieten sie kombinierte Stadt- und Hafenrundfahrten in Hamburg an: Nach einer Fahrt durch die historische Speicherstadt und die HafenCity geht es in Rothenburgsort am Entenwerder Stig schließlich über eine eigene Rampe in die Elbe.
Damit leistete das RiverBus-Team Pionierarbeit, denn ein Fahrzeug wie dieses gab es in Deutschland bislang nicht. „Um Betreiber zu werden, mussten wir erst mal Erbauer sein“, erzählt Fred. „Über vier Jahre haben wir gebraucht: zwei Jahre Planungszeit, ein Jahr Bauzeit und ein Jahr Bemühen um die Genehmigungen.“ In dunkelblauen Windbreaker-Jacken, auf denen das HafenCity RiverBus Logo prangt, machen sich Fred und Fiete von ihrem Büro aus, das direkt neben dem „Heimathafen“ liegt, auf den Weg, um ihre heutigen Gäste zu begrüßen.
Einsteigen, bitte! Das ist der Startpunkt für Stadt- und Hafenrundfahrten mit dem HafenCity RiverBus.
Inzwischen ist der Schwimmbus in der Haltestellenbucht zum Stehen gekommen. Die Menschentraube kommt neugierig näher. Mit einem kontinuierlichen Piepsen fährt die Einstiegstreppe herunter. Fahrgast für Fahrgast steigt ein. Die Sitze sind dunkelblau gemustert, wie man sie aus Stadtbussen kennt. Sogar Haltewunschtaster sind verbaut, der Zulassung wegen. Nur der Fahrerplatz mit Rettungsring, Joysticks und Funkgeräten erinnert daran, dass man hier nicht in einem gewöhnlichen Bus sitzt. Angetrieben von einem 280 Pferdestärken starken MAN Sechszylinder-Motor, macht sich der RiverBus auf den Weg in Richtung Speicherstadt.
Nach 25-minütiger Stadtrundfahrt steuert der Bus am Entenwerder Stig direkt auf die Elbe zu. Dann bleibt er stehen, die Fahrgäste zücken die Kameras. Währenddessen prüfen Einweiser draußen, dass der Schwimmbus bereit ist für seinen Schwimmgang - eine Vorgabe der Stadt Hamburg - und Buskapitän Fiete nimmt auf dem Fahrersitz Platz. „Selbst fahre ich nur noch bei besonderen Gelegenheiten“, sagt Fiete. „Es ist zwar nicht leicht Leute zu finden, die einen Bus und ein Schiff steuern dürfen. Inzwischen haben wir aber genug Fahrer gefunden“.
Dann geht es los: Über die Rampe immer weiter Richtung Elbe, bis vor der Windschutzscheibe nur noch spritzendes, braunes Wasser zu sehen ist. Mithilfe von zwei Jetantrieben setzt der Bus, der jetzt ein Schiff ist, seine Reise elbaufwärts fort. „Unterwegs im saubersten Bus Deutschland: Die Unterbodenwäsche gibt es regelmäßig und die Windschutzscheibe wird auch gereinigt, je nachdem, wie die Welle steht“, scherzt Uwe Rittmann, der heutige Tourguide.
Unterwegs im saubersten Bus Deutschlands: Die Unterbodenwäsche gibt es regelmäßig!
Nach einer halben Stunde endet die Flussrundfahrt und das Schiff verwandelt sich an der Rampe zurück in einen Bus. Es geht zurück zur Haltestelle. Das Resultat der ersten sieben Monate HafenCity RiverBus: rund 34.000 zufriedene Fahrgäste und viele ungläubige Blicke. „Drei oder viermal kam es tatsächlich vor, dass besorgte Fußgänger bei der Feuerwehr angerufen haben“, erzählt Fiete. „Der Anblick, dass da ein Bus im Wasser schwimmt, ist doch etwas ungewöhnlich.“
Und wie geht es weiter mit der Erfolgsstory des schwimmenden Busses in Hamburg? „Wir wollen die Kooperation mit MAN ausbauen und expandieren“, erklärt Fred. Derzeit wird geprüft, ob weitere Fahrzeuge zukünftig im MAN Bus Modification Center in Plauen, das spezielle Kundenwünsche bei der Ausstattung von Bussen realisiert, gebaut werden. Eine Herausforderung, die für das technische Know How im Bus Modification Center wie gemacht ist. Die Nachfrage für den touristischen, aber auch für den Linieneinsatz ist auf jeden Fall vorhanden. Auch Mike Vannauer, Regionalleiter der Bus Vertriebsregion Nord bei MAN, der Fred und Fiete MAN-seitig von Anfang an bei ihrem Projekt begleitet hat, freut sich über die Zukunftspläne: „Ein so facettenreiches Projekt zu begleiten ist toll. Hier können wir unsere Stärken im Bereich Sonderfahrzeugbau und Dienstleistung voll einbringen“, sagt Mike Vannauer. „Und für mich persönlich als gelernter Schiffsmechaniker ist die Verbindung von Schiff und Bus erst recht besonders spannend.“