MAN Truck & Bus

Das Fahrerhaus von früher bis heute

Ein Lkw ist nicht einfach nur ein Nutzfahrzeug, sondern für Fahrerinnen und Fahrer auch Arbeitsplatz und manchmal Wohnzimmer und Schlafplatz zugleich. Heute sind die modernen Fahrerhäuser an Komfort und technischen Features kaum zu übertreffen, aber wie sah das eigentlich früher aus? Eine Zeitreise in Bildern.

Von 1915 bis 1930 erinnerten die Fahrerhäuser der MAN-Lkw eher noch an Pferdekutschen als an Lastwagen. „Führerhaus“ wurde das Fahrerhaus damals genannt, ausgestattet war die Kabine mit Holzdach, Sitzkissen mit Lederüberzug und einer Rücklehne für drei Personen. Nicht selten fehlte das Dach, das Fahrerhaus hatte nur seitlich Türen und vorne eine zweiteilige, im rechten Teil ausklappbare Windschutzscheibe. Seitenscheiben für die Türen gab es allerdings noch nicht.

Ab den 1930er Jahren wurden die Lkw und auch das Fahrerhaus immer größer. Das Fahrerhaus war nun komplett mit Scheiben geschlossen und bot mit Sitzkissen und Rückenlehne mit Lederpolsterung bequem Platz für drei Personen. Auch technisch hatte sich einiges getan, unter anderem statteten jetzt eine vollständig elektrische Licht- und Anlasseranlage, elektrische Scheibenwischer, eine beleuchtete Armaturentafel und ein elektrisches Signalhorn die Kabine aus. Bereits seit 1930 zierten außerdem die Buchstaben „MAN“ den verchromten Kühlergrill. Die Modelle MK25 und MK26 erhielten ab 1949 sogar eine Heizung.

Mit dem MAN-Modell F8, das 1951 eingeführt wurde, konnten sich die Fahrer auf eine ganze Reihe komfortabler Neuerungen freuen. Das Fahrerhaus wurde größer, der Sitz konnte in Höhe und Länge verstellt werden, einige Fahrzeuge verfügten sogar über einen Klapptisch zum Essen. Auch Schlafen war in einigen Modellen möglich, entweder im sogenannten „Schwalbennest“, einer Schlafnische, die an das Fahrerhaus hinten anschloss oder im Großraumfahrerhaus mit umlegbaren Sitzen, wie auf dem Bild zu sehen.

Das neue Fahrerhausmodell „Pausbacke“ kam Ende der 1950er Jahre auf den Markt. Die Anzahl der Frontscheibenwischer wurde auf drei erhöht, die serienmäßige Heizung sorgte für ein schnelles Entfrosten der Scheiben. Besonders im Schlafbereich konnten es sich die Fahrer jetzt gemütlicher machen als je zuvor, denn ein Rohrgestell mit Blechboden diente nun als Unterbau für die Schlafliege, was den Komfort erheblich erhöhte. Das Ein- und Aussteigen wurde durch Haltegriffe erleichtert.

Ende der 1960er Jahre löste das neue Fahrerhaus F7, das in Kooperation mit dem französischen Nutzfahrzeughersteller Saviem entstanden ist, die „Pausbacke“ ab. Die Kabine gab es in drei verschiedenen Varianten: als Großraumkabine mit Schlafliegen, wie im Bild zu sehen, als kurzes Nahverkehrshaus und ab 1969 noch als ein extra kurzes Fahrerhaus für den Verteilerverkehr auf Kurzstrecken. Das Fahrerhaus war in zwei Stellungen kippbar, was Wartungen und Reparaturen erleichterte. Der Fahrersitz verfügte über einen Stoßdämpfer und der Beifahrersitz war mit Armlehne, Nackenstütze und einer verstellbaren Rückenlehne ausgestattet. Die BILD-Zeitung schrieb bei der Fahrzeugvorstellung: „Sessel, Bett und Schrank – so gemütlich wie zu Hause!“

Im Laufe der 70er Jahre kam das weiterentwickelte Fahrerhausmodell F8 auf den Markt. Das Modell verfügte über elektrische Fensterheber und einen Essensbehälter mit Kühlbox. Ab 1979 wurden textile Seiten- und Rückwandverkleidungen, ein Kleiderschrank mit Schiebetüren und beheizbare, hydraulisch gedämpfte Sitze als Sonderausstattung angeboten. Für eine bessere Aerodynamik und zur Senkung des Verbrauchs setzte MAN einen Dachspoiler auf das Fahrerhausdach.

Im Jahr 1986 folgte das Fahrerhausmodell F90. Ganz getreu dem Slogan im Verkaufsprospekt „Wer entspannt fährt, fährt gut“, war die Kabine großzügiger, funktionaler, komfortabler und ergonomischer als ihre Vorgänger. Neu waren auch die praktische Servolenkung und die Sicherheitsgurte, mit denen MAN seit 1989 alle Nutzfahrzeuge serienmäßig ausrüstete. Das Fahrerhaus gab es in zwei Varianten, einmal für den Fernverkehr und einmal für den Nahverkehr. Beide waren kippbar, für eine bessere Aerodynamik war die Windschutzscheibe um 10 Grad geneigt.

Das F2000-Fahrerhaus, das in den 90er Jahren auf den Markt kam, unterschied sich vom F90 Fahrerhaus gleich in mehreren Details. F2000 hatte meist runde Doppelscheinwerfer und zwei große Lüftungsschlitze in der Stoßstange. Auch im Innenbereich gab es einige Neuerungen: Auf Wunsch konnten die neue Video- und TV-Anlage in der Kabine verbaut werden sowie Zierleisten in Holzveredelung angebracht werden. Auch die Sitze erhielten ein Upgrade: Sie waren mit Leder überzogen und hatten Lendenwirbelstützen. Das Fahrerhaus war damals in vier verschiedenen Größenvarianten verfügbar. 

Unter dem Produktnamen TGA präsentierte MAN im Jahr 2000 einen schweren Lkw-Typ und setzte damit neue Maßstäbe in der Branche. Das Fahrerhaus gab es in sechs verschiedenen Ausführungen in den Größen M bis XXL. Alle Varianten verfügten über einen ergonomischen Einstieg und eine Klimaanlage. Außerdem sorgten Komfortliegen mit bis zu 2,2 Metern Länge für einen erholsamen Schlaf und das Entertainmentangebot, unter anderem bestehend aus Radio, Fernseher, Video- und DVD-Player für die richtige Unterhaltung.

2007 löste die Doppelbaureihe TGX und TGS die Baureihe TGA ab. Die Fahrerplätze waren auf Ergonomie, Komfort und Funktionalität hin noch weiter perfektioniert. Hochwertige Materialien, zweifarbige Instrumententafeln und übersichtliche, logisch angeordnete und leicht erreichbare Bedienelemente sowie ein stufenlos einstellbares Lenkrad machten die beiden Modelle zu einem ganz besonderen Fahrerlebnis.

2012 folgte die nächste Überarbeitung der Baureihen TGL, TGM, TGS und TGX. Im Lauf der Jahre zog der neben dem Sitz positionierte Wählschalter für die TipMatic in die Armaturentafel um. Besonders komfortabel für den Fahrer war auch das Bett mit Lattenrost und Matratze für besten Liege- und Schlafkomfort. Die hochwertige Innenausstattung des TGX und TGS gibt es seit 2017 auch im hellen Look. Bis dato war das Interieur in dunklen Tönen gehalten, wie im Bild zu sehen.

Für die Modelle der neuen MAN Truck Generation, die 2020 vorgestellt wurden, stehen gleich acht verschiedene Fahrerhäuser in unterschiedlichen Größen zur Verfügung. Was alle gemeinsam haben: größtmögliche Platzausnutzung, zahlreiche Sicherheitsfeatures und eine hochwertige, gemütliche Ausstattung.

Aber das war noch nicht alles. Denn im Laufe des zweiten Halbjahres 2021 bis Anfang 2022 stehen noch weitere Neuerungen an, die das Fahrerhaus noch sicherer und anwenderfreundlicher machen werden. Das Spiegelersatzsystem MAN OptiView zum Beispiel ersetzt nicht nur den linken und rechten Außen- und Weitwinkelrückspiegel, sondern auch Front- und Rampenspiegel durch Kameras außen und Displays innen an den A-Säulen. Der Fahrassistent MAN CruiseAssist bewegt den Lkw automatisch innerhalb der Fahrspur, hält den gesetzlich vorgeschriebenen Mindestabstand zu vorausfahrenden Fahrzeugen ein und verzögert notfalls hinter einem anhaltenden Fahrzeug bis zum Stillstand, z.B. in Stausituationen.

Text   Katrin Brahner
Fotos   MAN

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